Walhai-Schnorcheln in La Paz (Baja California)
01.12.-04.12.2022
Von Frankfurt aus ging es mit dem Flugzeug auf direktem Wege nach Mexiko. Ein angenehmer Flug, bei dem nicht viel passierte und ich konnte mich ganz darauf konzentrieren den Flugpreis über das Entertainmentangebot wieder reinzuholen.
Wenn ich aus dem Fenster schaute, sah ich entweder auf das endlose Blau des Ozeans oder dichte undurchdringliche Wolken. Als wir laut Bordcomputer irgendwo über Neufundland waren, änderte sich das Bild jedoch. Vor meinen Augen erstreckte sich plötzlich eine faszinierende Landschaft aus Felsen und Eis. Gefrorene Seen mit langen Rissen die ich förmlich knacken hören konnte und mit Schnee bedeckte Berge, die aus 10 Kilometern Höhe wie kleine Hügel aussahen. Dazwischen tauchte immer wieder das Braun und Grün der Erde auf. Wolken trieben wie kleine Baumwollflöckchen unter uns hinweg, langsam und unvergänglich wie die Zeit. Mitten im Nichts zwischen einer großen braunen Fläche fiel mir eine weiße Linie auf, die menschengemacht sein musste. Es könnte ein Rohr, eine Straße oder auch etwas ganz anderes sein. Sicher war ich mir beim Anblick nur, dass es nicht natürlich war. Dafür war diese Linie zu gerade und zu lang. Sie passte nicht an diesen Ort mit seinen vielen Ecken, Kanten, Kräuselungen und Abrundungen. Die Linie wirkte wie ein Fremdkörper. Dann schloss sich die Wolkendecke wieder und versteckte die herrliche Landschaft, die mich für einen Augenblick aus dem Flugzeug hinaus geholt und zum Träumen verleitet hatte. Träumen von struppigen Wildpferden, weißen Eisbären und anderen Tieren, die sich durch die unwägbare Natur kämpften.
Nach einer kurzen und sehr kalten Übernachtung in Mexiko-Stadt, flog ich am nächsten Tag direkt weiter nach La Paz und war nach zwei Reisetagen endlich dort, wo ich hinwollte.
Nach der eisigen Kälte in Mexiko-Stadt war ich auf die Hitze, die mich in La Paz empfing, nicht vorbereitet. Doch erstmal musste ich weiter zum Hostel, bis ich mir etwas kürzere Klamotten anziehen konnte.
Auf dem Weg zum Hostel gab es nicht viel zu sehen. La Paz befindet sich im Inneren einer Peninsula im Nord-Westen des Landes – mitten in einer Wüstenregion. Kakteen und Sand beherrschen das Landschaftsbild.
Zum Glück konnte ich zügig einchecken und mein Bett im 6er-Dorm beziehen. Doch dieses Gemeinschaftszimmer war mitnichten ein „normales“ Zimmer, bei dem so viele Betten wie möglich hineingequetscht wurden und man kaum Platz hatte um seinen Rucksack zu verstauen oder sich zu zweit im Zimmer aufzuhalten. Die Zimmer befanden sich in umgebauten Containern. Die Betten waren durch einen Vorhang voneinander getrennt und „seinen“ Bereich konnte man durch eine eigene Tür mit separatem Schlüssel betreten. Dadurch entstand eine für Dorms sonst unübliche Privatsphäre.
Beim Öffnen einer Truhe, die für meine Sachen bestimmt war, fand ich einen Glückscent. Das machte mir Mut. Zwar war ich nicht besonders ängstlich, so war es auch nicht das erste Mal, dass ich eine längere Reise auf einem anderen Kontinent machte, doch etwas Glück konnte man immer gebrauchen. Einen Glückscent zu finden ist für mich immer ein gutes Omen – vor allem am Anfang einer langen Reise. (Kennst du schon meine Reisebeiträge aus Kolumbien, Costa Rica oder Kuba? Jetzt nachholen!)
Während ich meine Sachen ausräumte, packte meine Bettnachbarin ihre Sachen gerade zusammen und wir kamen ins Gespräch. Sie war aus den USA und „Vollzeit-Reisende“, die nur gelegentlich nach Hause zurückflog, um etwa Familie und Freunde zu besuchen. Durch geschicktes Anlegen ihrer Ersparnisse und Volunteering – so erzählt sie mir – war sie in der Lage, ständig auf Reisen zu sein und zu machen, worauf sie Lust hatte.
Als ich die Truhe mit meinem neuen Schloss absperren wollte, ließ sich das Schloss nicht öffnen. Dabei hatte ich mir die Zahlenkombination extra aufgeschrieben. Doch egal wie sehr ich es versuchte, das Schloss öffnete sich nicht.
Der rote Schopf meiner Bettnachbarin lugte um den halb zugezogenen Vorhang zwischen unseren Betten hindurch.
„Kann ich dir helfen?“, fragte sie auf Englisch. „Zwar verstehe ich kein Deutsch, aber die Laute die du von dir gibst, hören sich an, als hättest du ein Problem“, bemerkte sie lächelnd.
„Mein Schloss geht nicht auf“, erklärte ich mein lästerliches Fluchen. „Hast du vielleicht ein Schloss, was du nicht mehr brauchst oder was ich dir abkaufen kann?“, fragte ich sie kurzum. Sie flog erstmal nach Hause in die USA und könnte sich dort bestimmt schneller wieder ein Schloss besorgen als ich mitten in der Wüste.
Sie kniff ihre grün-blauen Augen zusammen und verzog nachdenklich ihre schmalen Lippen. Schließlich wurde daraus ein Lächeln. „Ich habe tatsächlich noch ein altes Schloss, dass ich dir geben kann“, sagte sie schließlich und mir entwisch der angehaltene Atem. Gesagt – getan. Sie kramte etwas in ihren Sachen herum und übergab mir ein größeres Schloss mit Schlüssel. Ich war unheimlich dankbar.
Überglücklich überreichte ich ihr (nachdem sie kein Geld für das Schloss haben wollte) den eben gefundenen Glückscent mit den Worten, dass sie in einer schwierigen Situation hoffentlich jemanden findet, der genauso hilfsbereit und großzügig sei wie sie. Und ich schrieb mir auf die Fahnen, die eben zuteilgewordene Hilfsbereitschaft ebenfalls weiterzugeben.
Ich war wirklich überwältigt von dieser Freundlichkeit und Güte. Natürlich war es nur ein Schloss. Aber sie hätte auch einfach sagen können, dass sie kein Extraschloss hat und das andere nicht abgeben möchte.
Damit war das gefundene Glück des Glückscent direkt aufgebraucht, dachte ich und hoffte gleichzeitig, dass ich entweder nicht noch mehr Glück brauchen würde oder eben mehr Geld finden müsste. 😊
Schnorcheln mit einem Walhai
04.12.2022 – Nachdem ich mir an den vorherigen Tagen ein wenig die Umgebung angeschaut hatte und Bekanntschaften mit weiteren Hostel-Gästen geschlossen hatte, suchte und fand ich am gestrigen Tag die perfekten Tauch- und Schnorchelangebote – denn dafür war ich schließlich nach La Paz gekommen.
Mit einer unglaublichen Vorfreude ging es für mich am Morgen zur Uferpromenade, auch Malecón genannt, wo ich darauf wartete, fürs Walhai-Schnorcheln abgeholt zu werden. Wie aufregend es einfach sein werden würde mit Tieren zu schnorcheln die bis zu 24 Meter lang werden und 21 Tonnen wiegen!
Walhaie schwimmen auf ihren Reisen durch die Weltmeere regelmäßig in die Region von Baja California, weil das Wasser warm, voller Plankton und geschützt vor Orcas ist. Dadurch haben sie hier einen sicheren Ort mit perfekten Umständen, um ihre Babys zu bekommen und aufzuziehen. Zum Schutz der Tiere ist Tauchen in der ganzen Region Baja California nicht gestattet. Auch in anderen Regionen der Welt, in denen Walhaie auftauchen, wird überwiegend geschnorchelt.
Walhaie sind um ihren weichen Bauch besorgt und besonders die kleineren Exemplare würden vor Tauchern erschrecken und in die Tiefen abtauchen. Dabei könnte es passieren, dass sie unvorsichtige Taucher mit nach unten ziehen.
Immer öfter wanderte mein Blick zur Uhr auf meinem Smartphone, während ich am Malécon darauf wartete, dass mein Abenteuer begann – doch nichts passiere. Nach einer Weile ging ich sogar nochmal ins Office, weil ich fürchtete, möglicherweise vergessen worden zu sein, doch man versicherte mir, dass bald schon jemand kommen würde. Auch wenn ich wusste, dass sich die mexikanische Uhr etwas anders drehte und vereinbarte Uhrzeiten mehr als Empfehlung und nicht als verbindlich angesehen wurden, konnte mich der Mann im Office nicht wirklich beruhigen.
Während ich vom Office zurück zum gegenüberliegenden Treffpunkt ging, fiel mir eine ältere Frau auf, die ebenfalls schon länger und sichtlich nervöser werdend auf etwas wartete. Ich beschloss zu fragen, ob sie Hilfe benötigte.
„Ich habe eine Bustour gebucht und warte darauf abgeholt zu werden. Auf der Bestätigung steht als Treffpunkt die großen Buchstaben der Stadt. Aber es kommt keiner.“ Sie zeigt mir ihre ausgedruckte Buchungsbestätigung, die bestätigte, dass sie an den großen Buchstaben abgeholt werden würde. Ich schaute auf die bunten, menschengroßen Buchstaben neben uns – L A P A Z. Für mich bestand kein Zweifel, dass sie hier am richtigen Ort war. Ein Mann mittleren Alters hatte unser Gespräch mitgehört, denn er kam zu uns und erklärte, dass es im Stadtzentrum einen zweiten Ort mit „großen Buchstaben“ L A P A Z gäbe. Da die Zeit schon weiter fortgeschritten war, wollte es die ältere Dame dort versuchen und ging nach einem Dankeschön davon.
Schließlich, mit etwa 30 Minuten Verspätung, wurde auch ich abgeholt und zusammen mit bereits eingesammelten Passagieren liefen wir zu einem kleinen Boot, das in einer Reihe mit ähnlichen Booten angebunden war, in die ebenfalls Passagiere stiegen.
Ich und die anderen elf Passagiere bekamen kurz nach dem Ablegen einen Neopren-Anzug, womit wir etwas Schutz vor dem kalten Wasser hatten. Nach nur kurzer Zeit sichteten wir einen Walhai. In Gruppen à vier Personen konnten wir je zwei Mal mit dem Walhai schnorcheln. Allein die Größe des wunderschönen Geschöpfes faszinierte und überwältigte mich. Ich war gerade mal so groß wie seine Schwanzflosse. Es war ein herausragendes Erlebnis, das ich kaum glauben konnte. Die Möglichkeit, mit diesen sanften und majestätischen Riesen zu schwimmen, war unvergesslich – ein Moment, den ich für immer in meinem Herzen tragen werde.
Unsere Guide war sehr strikt bei den Schnorchel-Gängen und achtete stets darauf, dass wir die unsichtbare Linie , die ihr Körper zwischen dem Tier und uns bildete, nicht überschritten. Damit sollte zum einen das Tier selber geschützt werden und zum anderen wir. Walhaie haben nicht nur eine fingerabdruck-unique 10 Zentimeter dicke Haut mit wunderschön gestalteten Punkten und Strichen, sondern ist auch rau wie Schleifpapier. Mit dem Neopren-Anzug würde man an ihr einfach hängen bleiben oder sich die Haut aufreißen.
Beim ersten Schnorchel-Gang war der Walhai sehr schnell unterwegs und wir mussten ziemlich Gas geben, um bei ihm bleiben zu können. Beim zweiten Mal war sowohl der Walhai wie auch wir ruhiger – als hätten wir uns aneinander gewöhnt. Langsam glitten wir durch das planktonreiche Wasser. Wir Menschen erkennen es als kleine weiße Punkte im Wasser. Walhaie, die sich überwiegend von Plankton ernähren, erkennen es am leckeren Geschmack.
Walhaie – die größten Fische der Welt – können 70 bis 100 Jahre alt werden. Und auch, wenn sie 2000 Zähne im Mund und weitere 4000 Zähne verteilt um die Augen haben, um diese zu schützen, ist ihr Rachen nur so groß wie der von uns Menschen. Daher ist ihre Ernährung auf das kleine Plankton, Algen und einige weitere „Snacks“ beschränkt.
Zufrieden mit dem Tag und den gesammelten Eindrucken machte ich mich am Nachmittag zurück ins Hostel und freute mich schon auf die nächsten Tage, in denen ich unter anderem mit Seelöwen tauchen gehen würde.
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About The Author
Carina
Wenn ich reise fühle ich mich so richtig lebendig. Neue Abenteuer bestreiten, Länder, Kulturen und Menschen kennenlernen. Es gibt fast nichts besseres auf der Welt. Mit meinem Blog möchte ich Interessierte an meinen Reisen teilhaben lassen und anderen Reisenden Tipps geben.