Viñales– Naturparadies auf Kuba
16.12.-19.12.2018 // Nachdem die Busfahrt von Havanna nach Viñales weniger nervenaufreibend war als der Bus-Check-In (Beitrag verpasst? Kein Problem. Hier nachlesen), war ich froh, endlich in Viñales angekommen zu sein. Die Stadt mit etwa 27.000 Einwohnern*innen hat sich vollends dem Tourismus gewidmet. Auf der Hauptstraße steht ein Tourismusbüro nach dem anderen, Restaurant steht neben Restaurant. Und trotzdem wirkt es nicht so touristisch wie andere Dörfer oder Städte. Die Einwohner*innen gingen gemütlich ihrem Alltag nach, redeten über die kaum befahrene Straße miteinander und Straßenhunde lagen in sonnigen oder schattigen Plätzen – je nach Tageszeit. Meine Casa Particular war super ausgestattet und das Besitzerpärchen mehr als freundlich und zuvorkommend. Für meine weiteren Busreisen durfte ich mir sogar die weiteren Bustickets ausdrucken. So ersparte ich mir nicht nur weitere Diskussionen im Check-In, sondern auch verlorene Lebensjahre.
Direkt nach meiner Ankunft buchte ich für den nächsten Tag eine Pferdetour durch den anliegenden Nationalpark inklusive eines Besuches auf einer Tabak- und Kaffeeplantage. Die Empfehlung aus meinem Reiseführer hatte ich im Internet nochmal recherchiert und mir durchgelesen, was andere Teilnehmer*innen zum Zustand der Pferde berichtet hatten. Da hier nur positiv über die Pferde und den Halter gesprochen wurde, sah ich dem ganzen sehr positiv entgegen. Für den darauffolgenden Tag buchte ich eine Höhlentour.
Valle de Viñales auf dem Pferd
17.12.2018 // Viel zu früh stand ich mit dem handgeschriebenem Zettel vom Tourismusbüro am vereinbarten Treffpunkt. Doch ich musste gar nicht so lange warten wir gedacht. Ein Mann mit Gummistiefeln, Cowboyhut und Karohemd kam auf mich zu, fragte, ob ich eine Pferdetour gebucht hatte, nahm meinen Zettel entgegen und meinte, wir müssten noch ans andere Ende der Stadt um zu den Pferden zu gelangen. Etwa fünf oder zehn Minuten nachdem wir losgegangen waren, sah sich der Cowboy nochmal den Zettel an und fragte auf Spanisch: „Du hast privat gebucht, oder?“ Ich war so in Gedanken, dass ich ihn verwirrt anschaute und im ersten Moment gar nicht wusste, wovon er sprach, weshalb ich scherzhaft antwortete. „Na von der Arbeit bin ich garantiert nicht hier.“ Er nickte und wir liefen weiter – etwa fünf Minuten. Dann bekam er einen Anruf. Er sprach so schnell in den Hörer, dass ich nicht verstand, worum es ging. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, es ging um mich, da er immer wieder den Zettel anschaute.
Er drehte sich wieder zu mir um und fragte erneut, ob ich privat gebucht hätte. Meine Füße standen jedoch fest auf dem Schlauch und ich bejahte. „Wie viele Business-Pferdetouren macht ihr denn?“, wollte ich wissen, weil ich nicht gedacht hätte, dass das wirklich ein Ding wäre. Und wie sich herausstellte, war es das auch nicht.
Ein anderes Pärchen hatte eine private Tour gebucht und der Cowboy hatte statt denen mich mitgenommen, die eine Gruppen-Tour gebucht hatte. Nachdem ich mich unter heftigem Lachen für das Missverständnis entschuldigt hatte, organisierte er einen Motorradfahrer, der mich gegen das Pärchen tauschen sollte. Zunächst wurde die etwa zwanzigjährige junge Frau gebracht. Mit ihrem kurzen Sommerkleidchen aus ganz leichtem Stoff und den hohen Keilabsatzsandalen war sie optimal für einen 5-stündigen Ausritt gekleidet – nicht. Am Ende des Tages würde sie sicherlich nicht nur einen wunden Hintern, sondern auch offene Stellen zwischen ihren Schenkeln haben.
Nachdem mich der Motorradfahrer zu meiner richtigen Gruppe gebracht hatte (wieder komplett zurück auf die andere Seite der Stadt), ging es auch direkt zum Aussuchen der Pferde. Da ich die einzige in der Gruppe war die Reiterfahrung besaß, durfte ich die Leitstute reite und war damit am Anfang der Kolonne. Unser Führer ritt am Schluss. Die Pferde sahen tatsächlich ganz ordentlich aus. Sie waren nicht komplett sauber und hatten die ein oder andere Klette im Haar, doch dafür waren sie gut genährt und nicht so abgehungert wie die Pferde in Jardin, Kolumbien (Jetzt nachlesen, wie wir die Pferdetour absagten und stattdessen Paragliden waren).
Mit den Pferden ging es zunächst durch recht schlammige Pfade zur Tabakplantage, wo wir uns den Tabakanbau anschauten und die dazugehörige Tabakmanufaktur. Große Geräte gibt es hier nicht – hier ziehen noch ganz klassisch Oxen die Pflüge. Auch alles andere wird hier händisch hergestellt. 90 Prozent der Tabakernte müssen die kubanischen Tabakfarmen zu einem festen Preis an den Staat verkaufen, die restlichen 10 Prozent dürfen sie selber verwenden um Zigarren herzustellen. Doch verkaufen dürfen sie diese nur auf ihren Farmen.
Es gab sogar eine Zigarrenroll-Demonstration in der uns gezeigt wurde, wie eine richtige Zigarre gerollt wird. Der Zigarrenroller war zwar sehr sympathisch, hatte aber mega die roten Augen und sah aus, als würde er eine Zigarre nach der anderen rauchen. Auch wir durften eine Zigarre probieren. Natürlich bekam nicht jeder eine eigene, sondern jeder konnte an einer ziehen. Zum Glück bekam ich die Zigarre als erste in die Hand gedrückt. Danach verstand ich die roten Augen des Zigarrenrollers – das war starker Tobak! Schnell gab ich die Zigarre weiter und beobachtete, wie es den anderen genauso ging wie mir. Keiner von uns war Raucher, weshalb auch der anschließende Verkauf der Zigarren eher mau verlief, vor allem, da man eine Mindestzahl von zehn Zigarren kaufen musste.
Nach der interessanten Tabak-Tour, ging es weiter über Felder zur nächstgelegenen Kaffeefarm, wo wir mit Fakten zur Kaffeeproduktion versorgt wurden und einem Röstungsprozess zusehen durften. Auch hier ist es so, dass der Großteil des Kaffeeanbau zu einem festen Preis an den Staat verkauft werden muss. Da ich mehr mit Kaffee als mit Tabak anfangen kann, kaufte ich mir eine kleine Flasche Kaffeebohnen. Richtig gelesen, nicht Sack oder Tüte, sondern Flasche. In einer halben Liter Plastikflasche wurden Bohnen abgefüllt und die durfte ich dann mitnehmen.
Nach der Mittagspause ritten wir weiter durch schlammige Wege und trafen auf dem Weg das Pärchen vom Morgen. Die hohen Schuhe hatte die junge Frau ausgezogen und ritt nun Barfuß.
Höhlenforschung und Zeitreise zu den Dinosauriern
Cueva de Santo Tomas
18.12.2018 // Mit dem Taxi fuhr ich von Viñales zur Höhle „Cueva de Santo Tomas“, die nicht etwa einfach nur unter der Erde liegt, sondern zu der man erstmal 20 Meter hinauflaufen muss, um dann in das innere des Berges zu gelangen. Die Stufen waren grob in den Boden gehauen und mit Holz abgestützt. Es gab auch ein „Geländer“ zum Festhalten, was aber zum größten Teil mit Stacheldraht befestigt war. Abrutschen sollte man da auf jeden Fall nicht! Schon mehrfach hatte ich Stacheldraht als Befestigungsmaterial bei Halterungen gesehen und wundere mich immer noch darüber. Wahrscheinlich war aber zur Zeit des Baus einfach kein anderes Material vorhanden gewesen.
Insgesamt umfasst das Höhensystem 46 km und ist damit das größte auf Kuba und zweitgrößte auf dem amerikanischen Kontinent. Davon ist jedoch nur ein Abschnitt von einem Kilometer für Touristen im Zuge einer 90-minütigen Führung geöffnet. Wer hier in der Nähe ist, sollte die Führung auf jeden Fall machen. Es lohnt sich!
Parque Prehistórico de Referencia Nacional
Wie die Jungfrau zum Kind kam ich zu einer prähistorischen Geschichts- und Naturkundestunde auf dem Rückweg der Höhlentour. Ein hübsch anzusehender Eingang zu einem Garten voller verschiedener exotischer Pflanzen zog mich in seinen Bann. Das Eingangsschild versprach Dinos und prähistorische Pflanzen, also war die Entscheidung schnell gefällt und ich betrat den Garten. Fast sofort kam ein sympathisch wirkender älterer Mann mit Schnauzer und roter Cappy auf mich zu. Er stellte sich als Jesús Arencibia Coro vor, Professor im Ruhestand. Zu jeder Pflanze erklärte er mir die Herkunft, die geschichtliche Bedeutung und die medizinische Verwendung. Von seinen Mitwirkungen an verschiedenen archäologischen Grabungsstätten präsentierte er mir diverse Steine und andere Fundstücke. Es war super interessant, aber auch wirklich viel Input, vor allem ausschließlich auf Spanisch.
Wer sich für die prähistorische Geschichte, Dinosaurier und Pflanzenkunde interessiert, sollte hier während seinem Aufenthalt in Viñales auf jeden Fall vorbeischauen!
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Carina
Wenn ich reise fühle ich mich so richtig lebendig. Neue Abenteuer bestreiten, Länder, Kulturen und Menschen kennenlernen. Es gibt fast nichts besseres auf der Welt. Mit meinem Blog möchte ich Interessierte an meinen Reisen teilhaben lassen und anderen Reisenden Tipps geben.