Ruta de las Flores – Versteckte Wasserfälle

07.01.2024 Teil 2 

Juayúa

Vom Labyrinth de Apaneca fuhren wir weiter nach Juayúa, das uns von unserem Hostelbesitzer in Santa Ana empfohlen wurde, weil es klein und charmant sei. Der Park war leider wegen Umbauten gesperrt, aber die Straßen waren voller Leben. Ob es an dem Foodfestival lag, das am Wochenende hier immer stattfindet, oder ob hier immer so viel los war, konnte ich nicht sagen. Doch nicht nur Essen wurde angeboten. Auch handgefertigte Waren und bunte Souvenirs fanden ihren Platz auf den Ständen, und so konnte man hier das ein oder andere Andenken mitnehmen. Auf verschiedenen Bühnen spielen diverse Live-Bands – und eine Bühne ist lauter als die andere. Die vielen Essensstände richteten sich (leider) eher an omnivor lebende Menschen, weshalb wir für ein veganes Menü in einem chinesischen Restaurant zu Mittag aßen.
Abschließend lässt sich über Juayúa sagen, dass es sehr belebt war, ohne überladen zu wirken. Es schien, als ob hier auch viele Familien aus den umliegenden Dörfern und Städten vorbeikommen, um einen schönen Sonntag zu verbringen. Nachdem wir einige Straßen mit bunt bemalten Häusern erkundet hatten, fuhren wir weiter nach Nahuizaico.

Das Navi führte uns einen langen Weg entlang, der sich durch eine malerische Landschaft schlängelte. Wir fuhren vorbei an grünen Feldern, kleinen Wäldern und vereinzelten Häusern, die in der Nachmittagssonne leuchteten. Schließlich endete der Weg hinein in die Innenstadt abrupt an einem großen Schutthaufen, der die Straße blockierte. Der Haufen bestand aus zerbrochenen Ziegeln, Betonbrocken und allerlei Geröll, das offensichtlich von einer Baustelle stammte. Da wir keine Lust hatten, den ganzen Weg zurückzufahren und einen anderen Weg zu suchen, parkten wir hier und beschlossen, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Der Weg führte uns durch eine ruhige Wohngegend mit bunten Häusern und gepflegten Gärten. Die Luft war erfüllt von den Geräuschen des Alltagslebens – Kinderlachen, das Klappern von Geschirr und Summen von Gesprächen.
In der Innenstadt angekommen, stellten wir fest, dass heute Markt war. Da wir schon relativ spät dran waren, gab es nur noch wenige Stände, die Obst und Gemüse feilboten. An einem Stand kauften wir Bananen, die wir auf dem Platz vor der Kirche genossen.

Für diejenigen unter euch, die noch nie in Süd- oder Mittelamerika waren: Bananen dort sind nicht wie die Bananen, die wir hier bekommen. Es gibt viele verschiedene Sorten. Manche sind groß, manche klein. Manche sind dick, manche dünn. Manche süß, manche mehlig. Es ist immer wieder spannend, neue Bananen auszuprobieren. Die Bananen, die wir kauften, waren groß und dick, mit einer intensiven Geschmacksnote. Wir setzten uns auf eine Bank vor der Kirche, genossen die Bananen und beobachteten das träge Treiben um uns herum.

Nach der kurzen Verschnaufpause ging es weiter nach Rio La Vuelta. Auf Google Maps wurde uns ein Platz angezeigt, an dem wir im Fluss schwimmen und zu einem Wasserfall namens Cascada La Golondrinera wandern konnten.

Am Fluss war bereits einiges los, und wir hatten Glück, einen Parkplatz zu finden. Der Anblick am Fluss war wirklich amüsant. Während einige Leute arbeiteten und Gemüse wuschen, das in großen Säcken steckte, genossen nur wenige Meter weiter Familien (und ihre Hunde) das kühle Wasser oder grillten und aßen am Ufer. Die Kinder planschten fröhlich im Wasser, während die Erwachsenen sich unterhielten und lachten. Der Duft von gegrilltem Fleisch und frischem Gemüse lag in der Luft, und die Atmosphäre war lebendig und fröhlich.

Wir waren die einzigen Europäer vor Ort und wurden von allen neugierig angestarrt. Die Einheimischen schienen überrascht und die Blicke schienen eher neugierig als böse. Viele Touristen verirrten sich wohl nicht zu diesem Fluss, was den Ort noch authentischer und unberührter wirken ließ.

Wir verbrachten jedoch nicht lange hier, weil wir uns unbedingt noch den Wasserfall anschauen wollten, der auf Google Maps eingezeichnet war. Und das schien eine etwas längere Wanderung mit einzuschließen. So fuhren wir los, nachdem wir bei einem älteren Herrn den Weg zum Wasserfall Cascada La Golondrinera erfragt hatten. Der Mann, der ein freundliches Lächeln auf den Lippen hatte, erklärte uns geduldig den Weg und wünschte uns eine gute Reise.

Der Weg zum Wasserfall

Der Weg führte zunächst auf einer befestigten Straße nach oben, die mit der Zeit immer schmaler wurde. Die Straße schlängelte sich durch eine üppig grüne Landschaft. In einem kleinen Dorf angekommen, war die Straße gerade breit genug, dass noch ein zweites Auto mit eingeklappten Seitenspiegeln an uns vorbeifahren konnte – im Schneckentempo versteht sich. Die Häuser des Dorfes waren einfach, aber charmant, mit kleinen Gärten, in denen bunte Blumen blühten und große Bäume wuchsen. Ab und an sah man auch angeleinte Schweine die im Dreck wühlten. Hühner pickten am Straßenrand nach Futter, und Kinder spielten lachend auf der Straße. 
Auch hier sahen uns die Dorfbewohner*innen verwirrt an. Man konnte ihre Gedanken förmlich hören: „Ein Mietwagen? Was machen denn Touristen hier?“ Die älteren Dorfbewohner saßen auf Bänken und Stühlen vor ihren Häusern und beobachteten uns neugierig. „Und dann noch so ein kleines Auto ohne großen Radstand oder Allrad-Antrieb“, fügte ich nervös in Gedanken hinzu, während ich durch ein sehr großes Schlagloch fuhr. Das Auto ruckelte und ich konnte spüren, wie die Reifen über die unebene Straße holperten.

Die Suche nach dem richtigen Weg

Ein Blick auf Google Maps konnte uns nicht weiterhelfen, also fragten wir bei einer Gruppe Dorfbewohner*innen in einfacher, aber farbenfroher Kleidung nach, die uns weiter die Straße entlang schickten. Irgendwann sollten wir dann auf einen Feldweg abbiegen – was wir auch taten. Der Feldweg war schmal und von hohen Gräsern und Büschen gesäumt. Ich hatte kein wirklich gutes Gefühl, hier weiterzufahren. 
Bei einer großen, alten Scheune, deren Holz bereits verwittert war, kam uns ein SUV entgegen, der sehr viel besser für diese Art von Gelände geeignet war. Wir hielten den Fahrer an und fragten nochmal nach dem Weg. Der Mann, der eine staubige Baseballkappe trug, schickte uns wieder zurück und meinte, wir sollten den nächsten Feldweg nehmen. Gesagt, getan. Im Schneckentempo, um das Auto nicht zu beschädigen, ging es zurück und den nächsten Weg rein. Der führte aber auf einem so steilen Weg weiter, dass ich beschloss anzuhalten und erstmal zu Fuß weiterzugehen. Schließlich waren wir hier, um zu wandern. Das konnte genauso gut jetzt schon anfangen.

Nicht weit von unserem Auto entfernt endete der Weg an einer Kreuzung. Zu unserer Linken standen zwei mit kurzen Seilen angebundene Ziegen in der prallen Sonne und meckerten unglücklich. Ihre großen, traurigen Augen schienen uns um Hilfe zu bitten und ich war kurz davor sie zu befreien. Doch was würde passieren, wenn man mich erwischte?

Nicht weit entfernt war eine Einfahrt, die mit kaputten Dosen und weiterem Müll übersät war. Laut GPS-Route müssten wir aber durch das Grundstück laufen, um in die richtige Richtung zu kommen. Was ich mir jedoch nicht wirklich vorstellen konnte. Und da uns Google Maps keinen richtigen Weg zeigen konnte, sondern nur eine ungefähre Himmelsrichtung, mussten wir wieder mal nach dem richtigen Weg bitten. Diesmal bei diesem Haus, das sehr dem aus dem Horror-Film Wrong Turn ähnelte. Mit etwas mulmigem Gefühl gingen wir vorsichtig zur Einfahrt und spähten nach Hunden oder anderen Gefahren.
Zum Glück kam jedoch jemand, nachdem wir laut „Hallo“ gerufen hatten. Ein älterer Mann mit wettergegerbtem Gesicht, eine Frau in schlichten Klamotten und mehrere kleine Kinder ohne Schuhe traten aus dem Schatten des Hauses. Wieder einmal waren wir falsch gefahren und sollten noch einmal zurück und den nächsten Feldweg einfahren. Nun gut… wieder an den armen meckernden Ziegen vorbei und zurück ins Auto und hinein in den nächsten Feldweg. 

Diesmal schien es wirklich der richtige Weg zu sein, auch wenn die Zweifel blieben. Die Umgebung zeigte nun einen mehr landwirtschaftlichen Einschlag, und bei einer Bananenplantage fragten wir einen alten Mann nach dem Wasserfall. Er nickte und bestätigte, dass wir in die richtige Richtung fuhren. Er empfahl uns sogar einen Parkplatz, und so konnten wir endlich mit der Wanderung starten. Dachten wir jedenfalls. Denn in die Richtung, in die der alte Mann uns schickte, fanden wir nur einen Bauernhof mit hohen Mauern, hinter denen zusammengedrängt einige Kühe standen. Wir fanden auch keinen sichtbaren Wanderwegeinstieg und beschlossen, noch einmal den alten Mann um Hilfe zu bitten. Nachdem wir ihn auf der Bananenplantage gefunden hatten, wo er gerade dabei war, ein Stück vom Wassersystem zu reparieren, fragte ich ihn noch einmal, wo genau der Eingang zur Wanderung sei. Dass wir nur den Bauernhof gefunden hatten. „Ja“, bestätigte er. „Da einfach dran vorbeigehen. An den Mauern entlang.“ „Das sah aber so nach Privatbesitz aus“, kommentierte ich hilflos. „Ist es auch.“ Auf die Frage, ob wir keinen Ärger bekämen, winkte er nur mit der Hand und ging los. Aber nicht nur, dass er uns den Eingang zur Wanderung zeigte, nein. Er ging mit uns den ganzen Weg! Und das war auch gut so.

Denn niemals hätten wir den „Weg“ ohne seine Hilfe gefunden. Es ging durch Felder, auf denen Menschen ihre Ernte einsammelten, man musste mehrfach irgendwo einbiegen, es ging hoch und runter. Die Arbeiter trugen breite Strohhüte und robuste Kleidung. Sie benutzten große Körbe und scharfe Macheten, um die Pflanzen zu schneiden. Neugierig betrachteten sie uns und lachten, wenn der alte Mann erklärte, dass wir Touristen seien, die den Wasserfall suchten. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns herab, und der Schweiß lief uns in Strömen über das Gesicht. Dem Mann sah man die Anstrengungen nicht an. Trotz seines Alters und den hohen Gummistiefeln war der Mann erstaunlich schnell unterwegs und ich musste mich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Vor allem bei dem Teil des Weges, der über Felsen nach unten führte. Die Landschaft wandelte sich abermals. Die Felder verschwanden, dafür wurden Gestrüpp und Bäume höher und wilder. Uns kam eine Frau mit mehreren Kindern entgegen, die am Wasserfall schwimmen waren. Und dann erreichten wir endlich das Wasser. Schon hier war es wunderschön und um einige Grad kühler. 

Nun ging es über Baumstämme, vereinzelte Steine im Wasser oder direkt durchs Wasser hindurch, um zu den Wasserfällen zu gelangen. Und jeder verfahrene Meter war vergessen. Es war atemberaubend! Vögel zwitscherten zwischen dem Rauschen des Wassers und begeistert genossen wir jede Sekunde.

Unser Fremdenführer wartete tatsächlich geduldig auf uns, während wir Fotos machten, die Umgebung auf uns wirken ließen und die Zeit verstrich. Aber irgendwann mussten wir weiter. Nicht nur, damit der alte Mann nicht mehr länger auf uns warten musste und es ging zurück zum Auto.

Über Sonzacate, das bis auf einen kurzen Blick auf die Kirche nicht besonders beeindruckend ist, fuhren wir in unser Hostel. Am nächsten Tag stand eine neue Etappe unserer Reise bevor: Nicaragua. Wir waren gespannt auf die bevorstehenden Abenteuer, steilen Vulkane und atemberaubenden Landschaften, die uns dort erwarteten.

Der Parkplatz zum Wanderweg

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