Capurgana – Abgeschiedene Schönheit am Rande Kolumbiens

15.01. – 20.01.2020 // Teil 2: 17.01.2020

Tauchen bei wilder See

Heute soll unser erster Tauchtag werden. Bisher hatten wir keinen guten Tauchspot in Kolumbien gefunden und deshalb sind wir super glücklich, dass wir hier, in Capurgana, endlich tauchen gehen können. In unserem Hostel lernen wir ein Pärchen aus Belgien kennen. Margo ist gerade dabei ihren Open-Water-Tauchschein zu machen und erzählt, dass sie nur noch einen Tauchgang benötigt, um ihr Zertifikat abzuschließen, aber aufgrund des schlechten Wetters ging das die letzten Tage nicht.

Zu dritt laufen wir zur Tauchschule PADI Dive & Green und sind pünktlich um 9 Uhr da. Sofort werden wir mit Tauchanzug, Tauchjacket (BCD), Flasche und Flossen eingedeckt. Alles passt perfekt und jeder ist super nett. Vom Leiter der Tauchstation werden wir informiert, dass die Wellenvorhersage immer noch nicht ganz gut ist, aber wir vor Ort schauen müssen, wie die tatsächlichen Verhältnisse sind.

In unserer Gruppe sind neben Margo noch zwei andere Tauchschüler und zwei erfahrene Taucher. Nachdem alle ihr Equipment haben, laufen wir zum Bootsanlegeplatz und steigen in unser Boot. Die Wellen sehen immer noch hoch aus und als wir auf das Boot steigen, schwankt dieses ganz schön auf und ab. Nadine und ich sind skeptisch, aber hoffen immer noch darauf, dass an dem Tauchplatz bessere Verhältnisse herrschen. Doch da müssen wir erstmal hinkommen.

Das Boot ist aufgrund des Wellengangs ziemlich langsam unterwegs und bewegt sich mit jeder Welle hoch und runter. Nach kurzer Zeit ist mir so schlecht, dass ich nicht mehr klar denken kann. Unsere Tauchguides sind weiterhin eher skeptisch, doch wir behalten den Kurs erstmal bei und halten nach etwa 20 Minuten Fahrt in einer kleinen Bucht. Doch auch hier sind die Wellen hoch und nachdem eine unserer Tauchguides kurz unter Wasser nachschauen war wie die Sichtverhältnisse am Grund sind, beschließen wir wieder zurückzufahren.

Enttäuscht, weil die ganzen Strapazen umsonst waren, drehen wir mit dem Boot um und fahren wieder Richtung Capurgana zurück. Der Weg zurück ist für meinen Magen genauso schlimm wie der Hinweg und ich stehe kurz davor die Fische zu füttern.
Als wir endlich am Hafen ankommen, muss ich mich erstmal an Land setzen und mich erholen, während die anderen zurück zur Tauchbasis laufen.

Nachdem es mir wieder besser geht, gehe ich mit Nadine zusammen auch wieder zur Tauchbasis, wo wir Früchte und ein Getränk bekommen. Wir unterhalten uns mit den anderen, was wir mit dem angebrochenen Tag noch machen können und bekommen viele Tipps. Rund um Capurgana gibt es viele Wanderwege, die alle sehr schön sind. Für heute wird uns der Weg nach „La Miel“ empfohlen. La Miel ist ein kleines Dorf direkt hinter der Grenze in Panama mit einem besonders tollen Strand: „Playa Blanca“. Von Capurgana ist es ein schöner, aber auch anstrengender Wanderweg, den wir von der Zeit her jetzt noch gut machen können.

 

Von Capurgana nach La Miel, Playa Blanca

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hostel, gehen wir los Richtung Panama (Oh wie schön ist Panama). Am Eingang zum Sendero Ecoturístico Capurganá – Sapzurro müssen wir den Eintrittspreis von 10.000 Pesos bezahlen. 

 

„Bekommen wir keine Bescheinigung oder irgendetwas das zeigt, dass wir den Betrag bezahlt haben?“ fragt Nadine die zwei Eingangswächter, doch beide verneinen.
„Es gibt nur zwei Eingänge. Einer ist hier und der andere ist von Sapzurro kommend. Eine Bescheinigung ist nicht notwendig“, wird uns erklärt und wir folgen dem schlammigen Weg bergauf.

Auf unserem Weg kommen uns immer wieder Esel und Maultiere entgegen, die Baumaterialien befördern. Einige Abschnitte sind bereits mit Treppen ausgebaut und besser zu laufen als die schlammigen, ausgewaschenen Wege. Man erkennt deutlich, dass mit dem Eintrittspreis die Wege mit so wenig Naturverlust wie möglich verbessert werden.

 

Irgendwann passieren wir eine Lodge, die Cabana ecologica, wo man sich etwas zu trinken oder essen kaufen kann.
Wir werden nach unserer Zahlungsbescheinigung gefragt und Nadine und ich schauen uns augenrollend an. Wir hatten uns auf dem Weg noch gefragt, ob wir nicht doch irgendwann etwas vorweisen müssen. Wir sagen der Person, dass wir keine Bescheinigung haben und da wollte die, dass wir noch mal den Eintrittspreis zahlen. Dem gaben wir natürlich nicht nach, schließlich hatten wir den Eintritt bereits bezahlt und unsere Daten inklusive Passnummer, am Eingang hinterlassen. Nachdem wir noch ein bisschen mit ihr diskutieren mussten, konnten wir dann doch weiter.

Ungefähr in der Mitte zwischen Capurgana und Sapzurro befindet sich ein Aussichtsturm, von dem man eine wundervolle 360°-Aussicht hat. Wir schauen aufs Meer und sind begeistert von dem Ausblick. Drehen wir uns nach rechts, blicken wir zurück nach Capurgana, drehen wir uns nach links, sehen wir auf Sapzurro. Drumherum befindet sich dichter Dschungel, die Vögel kreischen und zwitschern und die Singzikaden singen ihre lauten Klicklieder. Absolut gefesselt von dem Moment, bleiben wir länger als gewöhnlich auf der Aussichtsplattform und saugen die Natur in uns auf.

Immer wieder gibt es Informationsschilder am Wegrand und wir können uns über die verschiedenen Tiere informieren, die es hier gibt. Bei einigen Arten haben wir Glück und wir können diese sogar live sehen, wie bei den Schmetterlingen, die uns den ganzen Weg über begleiten und Farbe ins grün-braune-Dschungel-Einerlei zaubern.

Nach dem Aussichtsturm geht es fast nur noch bergab, bis wir wieder am Meer ankommen und damit in Sapzurro. Kleinere Schiffe liegen vor Anker, wir sehen Menschen in Kanus und Kajaks und Schwimmer, die ausgelassen in den Wellen toben.

Auch, wenn alles ziemlich idyllisch aussieht, gibt es hier wieder ganz viel Plastikmüll – am Strand, auf Wiesen oder unter Bäumen. Dieser Anblick lässt einen über das eigene Konsumverhalten stark nachdenken, vor allem zeigt es ganz deutlich, was wir Menschen dem Planeten antun. Und der ganze Plastikmüll stammt nicht nur aus Kolumbien. Aufgrund seiner geografischen Lage und der Strömungsverhältnisse, wird der Hauptteil des Karibikmülls an die Küsten Kolumbiens getrieben. 

Sapzurro scheint noch kleiner zu sein als Capurgana, aber vor allem sieht es für uns so aus, als wäre es hier weniger touristisch als in Capurgana. Nicht, dass es viel Tourismus in Capurgana gäbe, doch hier in Sapzurro handelt es sich anscheinend mehr um eine Wohnsiedlung, wohingegen die meisten Gebäude in Capurgana etwas mit Tourismus zu tun haben.

Nachdem wir Sapzurro durchquert haben, geht es wieder einen steilen Berg hoch. An der höchsten Spitze verläuft die Grenze zu Panama, die durch einen doppelten Zaun mit viel Stacheldraht gesichert wird. Der Weg führt zu einer Öffnung, an der ein Grenzbeamter steht. Er kontrolliert unsere Pässe, fragt freundlich, woher wir stammen und lässt uns ohne ein weiteres Wort passieren. Da La Miel ebenso abgeschieden ist wie Capurgana oder Sapzurro, gibt es hier keine richtige Ein- oder Ausreise. Es ist klar, dass man La Miel nur besucht und dann wieder zurückgeht. 

 

Über Treppen geht es wieder bergab und wir kommen in La Miel an. Der Ort ist winzig, es gibt nur ein paar Wege und natürlich keine Autos. Wir biegen auf den Weg Richtung „Playa Blanca“ ab. Nach einigen Schritten passieren wir einen Tisch, wo eine Frau unter einem Sonnenschirm sitzt. Grimmig schaut sie uns an, hält ihre Hand auf und sagt: „2.000 Pesos pro Person.“
„Wofür ist das?“ fragt Nadine und wir schauen uns verwirrt an.
„Das ist der Eintrittspreis für den Strand.“ schnauzt uns die Frau an, die etwa Mitte 20 ist.
Die anderen hatten erzählt, dass der Weg 10.000 Pesos kosten würde. Von einem weiteren Eintrittspreis hatten sie nichts erzählt. Da wir beide schon einiges erlebt hatten, waren wir uns zu 80% sicher, dass diese Frau uns einfach nur abzocken will. Aus dem Haus gegenüber vom Stand, kamen zwei andere Frauen hinzu. Sie ergreifen natürlich direkt Partei für ihre Freundin und erzählen, dass der Eintrittspreis schon immer gezahlt werden müsste. Komisch nur, dass wir das bisher noch nirgendwo gelesen oder gehört hatten.
„Der Strand reinigt sich schließlich nicht von allein“, werden wir schnippisch aufgeklärt.
Da wir keine Lust mehr auf weitere Diskussionen haben, zahlen wir schließlich und gehen unseres Weges. Als wir die Geschichte später im Hostel und in der Tauchbasis erzählen, sagen alle, dass diese Frau eine Betrügerin ist, denn der Strand Playa Blanca kostet keinen Eintritt.

Als wir kurz darauf den Strandbereich betreten, wird uns schlecht. Überall liegt Plastik und Müll. An manchen Stellen wurde der Müll zusammengekehrt und angezündet und der beißende Gestank von brennendem Plastik lässt einen kaum richtig durchatmen. 

Als wir am eigentlichen Strand ankommen, sieht es ganz schön aus. Der Sand ist fein und eine leichte Prise weht. Zwar gibt es einige Badende, aber nicht so viele, wie man es aus sehr touristischen Gegenden kennt. Es könnte also eine schöne und idyllische Ecke sein, aber wir sind natürlich in Kolumbien, was bedeutet, dass es eine ganze Reihe von Bars gibt, die alle ihre eigene Musik spielen – und zwar so laut wie möglich.

Mit der lauten Musik ist es uns irgendwie zu hektisch und nach einer Cola beschließen wir, zurückzulaufen. Es geht den Berg wieder hoch über die Grenze und runter nach Sapzurro. Wir kommen genau richtig, um noch mit dem letzten Boot des Tages rüber nach Capurgana zu fahren (15.000 Pesos).

Nach diesem anstrengenden Tag gönnen wir uns ein leckeres Abendessen, lassen den Abend mit unseren belgischen Hostelgefährten bei ein paar Cocktails ausklingen und hoffe, dass wir morgen tauchen können.  

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