Mombacho – Puma Trail

Um Punkt 8 Uhr wurden wir von David abgeholt, dem freundlichen Besitzer der Tourcompany, bei dem wir unsere Tour zum Mombacho gebucht hatten. David, ein Mann mit einem Lächeln, das selbst die mürrischsten Morgenmuffel aufheitern konnte, chauffierte uns zum Eingang des Mombacho, wo bereits ein Pick-up auf uns wartete. Die anderen Touristen, vor allem die Männer, die schon einige Semester mehr auf dem Buckel hatten als wir, bestanden darauf, auf der Ladefläche zu sitzen. Da ich diese Art von Fahrt schon oft erlebt hatte und wusste, wie unbequem und staubig sie sein konnte, machte ich den Herrschaften nur zu gerne Platz und ließ mich auf den gemütlicheren Beifahrersitz nieder.

Während der Fahrt konnte ich beobachten, wie die Männer auf der Ladefläche versuchten, ihre Würde zu bewahren, während sie sich an den Seiten festklammerten und der Staub ihnen ins Gesicht peitschte. Es war ein sehr witziger Anblick.

Auf halber Strecke, bei einem kleinen Café, wechselten wir in einen älteren LKW, der vor vielen vielen Jahren dem DRK oder THW angehört hatte. Mit diesem fuhren wir bis zum Ende weiter und ich staunte immer wieder, welche Hürden und Steigungen dieser LKW mit Leichtigkeit zu nehmen schien.

Wir waren früh unterwegs, was gut war, denn laut unserem Guide, den wir am Ende der holprigen LKW-Fahrt kennenlernten, war dies die beste Zeit. Zum einen, weil dann noch nicht so viele Touristen da sind, und zum anderen, weil man die Tiere noch besser beobachten kann.

Der Mombacho bietet drei Hauptwanderwege mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden. Wir hatten uns für den längsten und schwierigsten Trail entschieden – den „El Puma“. Dieser anspruchsvolle Weg, der sich um den Kraterrand schlängelt, bietet laut diversen Aussagen die beste Aussicht und führt an zwei beeindruckenden Kratern vorbei. Offiziell wird der Trail mit 4 km angegeben, aber unsere Aufzeichnungen zeigten, dass wir insgesamt 6,66 km zurücklegten und etwa 4 Stunden brauchten, inklusive Pausen, um die Natur zu genießen und Fotos zu machen.

Wieder einmal hatten wir vom Glück eine exklusive VIP-Tour geschenkt bekommen und waren tatsächlich die einzigen Touristen, die sich an diesem Tag für diesen Weg entschieden hatten. Der Weg wird als sehr schwierig bezeichnet, was wohl viele abschreckt. Doch es lohnt sich auf jeden Fall!

Und so schwer, wie alle behauptet haben, fand ich den Trail auch nicht. Da musste ich schon sehr viel schwierigere Wanderungen bestreiten. Der Weg ist gut ausgebaut, und bei Steigungen gibt es Treppen oder Tritte aus Holz, die jedoch vor allem im Nebelwald feucht und rutschig sein können. Natürlich braucht man eine gewisse Fitness, da es fast ausschließlich nach oben geht, und man sollte einen guten Tritt haben, aber ich finde ihn absolut machbar. Keinesfalls so unmöglich, wie es von den Guides oder Touranbietern behauptet wird.

Während wir den Trail entlanggingen, konnte ich nicht anders, als mich über die Ironie zu amüsieren: Hier waren wir, mitten im Dschungel, auf einem Weg, der angeblich so schwierig war, dass nur die Mutigsten ihn wagten, und doch fühlte es sich an wie ein Spaziergang im Park – wenn auch ein sehr steiler und rutschiger Park.

Die Stille des Waldes wurde nur durch die Erzählungen unseres Guides oder das gelegentliche Rascheln der Blätter und das entfernte Brüllen der Affen unterbrochen. Es war ein Moment der Ruhe und des Friedens, der uns die Schönheit und die Herausforderungen der Natur in ihrer reinsten Form erleben ließ.

Wir sahen einige Tiere und viele verschiedene Pflanzen. Vor allem aber Schmetterlinge, die wie kleine, flatternde Juwelen überall um uns herumschwirrten.

Während unserer Wanderung begegneten wir auch noch einigen anderen Tieren, die den Mombacho ihr Zuhause nennen. So kreuzte unseren Weg ein großes graues Eichhörnchen, das flink von Ast zu Ast sprang. Es bewegte sich so schnell und geschickt, dass es fast schien, als würde es fliegen. 

Auch Brüllaffen ließen sich sehen, oder besser gesagt, hören. Leider zeigten sich die kleinen Affen mit dem lauten Gebrüll nicht.  

Wer selbst den Mombacho besteigen möchte, sollte darauf achten, dass weder seine Sonnencreme noch sein Insektenspray Zitrusduft enthält. Denn nachdem ich mein Insektenspray versprühte, kamen auf einmal Hummeln zu mir und dachten, ich wäre eine leckere Orange. Sie verfolgten mich so lange, bis unser Guide, mit der Gelassenheit eines erfahrenen Imkers, Alkohol in die Luft sprühte, um den für die Hummeln unwiderstehlichen Duft zu vertreiben.

Was ein Moment: Ich, umringt von summenden Hummeln, die mich für ihr Frühstück hielten, und unser Guide, der wie ein Zauberer mit einer Flasche Alkohol wedelte, um die Insekten zu vertreiben. Die Hummeln schwirrten schließlich davon, wahrscheinlich zutiefst enttäuscht, dass ich doch keine wandelnde Zitrusfrucht war.

Der tote Wald

Zunächst ging es durch einen Nebelwald, in dem viele verschiedene Farne aus dem Boden sprossen, die wie grüne Federn aussahen und den Wald in ein üppiges, smaragdgrünes Meer verwandelten. Moose bedeckten die Baumstämme und Steine, als hätten sie sich in weiche, grüne Decken gehüllt, die vor der Feuchtigkeit schützen sollen. Orchideen hingen wie zarte, bunte Juwelen von den Ästen und verliehen dem Wald eine gewisse Eleganz.

Irgendwann führte der Weg in den Zwergwald, der seinem Namen alle Ehre machte. Hier wuchsen die Bäume dicht und gedrungen. Ihre knorrigen Äste und dicken Stämme erzählten Geschichten von Jahrhunderten des Überlebens in dieser rauen Umgebung. Hier fanden wir auch Bromelien, die sich in den Astgabeln der Bäume festgesetzt hatten und wie kleine, natürliche Wasserspeicher wirkten.

Nach etwa drei Stunden erreichten wir schließlich den „Toten Wald“. Dieser unheimlich wirkende Bereich entstand durch einen Erdrutsch, der von einer der vergangenen Eruptionen des Vulkans verursacht wurde. Der Boden war mit Schwefel durchtränkt, der nach und nach die Bäume und Pflanzen vergiftet hatte. 

Unser Guide erzählte uns, dass dieses Phänomen sich auch auf den restlichen Teil des Mombacho ausbreiten könnte, wenn der Vulkan noch einmal ausbrechen sollte. Seit 1570 ist der als aktiv geltende Vulkan jedoch nicht mehr ausgebrochen und zeigt (zum Glück) bis heute keine unmittelbaren Anzeichen für eine bevorstehende Eruption. Trotzdem konnte ich mir nicht helfen, immer wieder einen nervösen Blick auf den Krater zu werfen, als ob er jeden Moment beschließen könnte, uns mit einem weiteren Schwefelregen zu überraschen.

Der Abstieg war deutlich einfacher, und wir konnten die Schönheit der Natur noch einmal in vollen Zügen genießen. Zurück am Ausgangspunkt, verabschiedeten wir uns von unserem Guide und bedankten uns für die tolle Tour.

Der Mombacho hat uns nicht nur körperlich gefordert, sondern auch mit seiner beeindruckenden Flora und Fauna verzaubert. Wenn ihr also das nächste Mal in Nicaragua seid, lasst euch diese Erfahrung nicht entgehen. Packt eure Wanderschuhe ein, vergesst weder Sonnencreme noch Insektenspray (ohne Zitrusduft) und macht euch auf den Weg zu einer wunderschönen Wanderung mit tollen Aussichten.

Bis zum nächsten Abenteuer, bleibt neugierig und reiselustig!

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