Telica Sunset – Vierte Vulkanbesteigung in Nicaragua
Nach unserem waghalsigen Sandboarding-Erlebnis auf dem Cerro Negro, bei dem wir mehr Sand schluckten als ein Kamel in der Wüste, ging es nach einer kurzen Mittagspause weiter. Um 14 Uhr fuhren wir zusammen mit einer bunten Truppe zum vierten Vulkan, den wir auf unserer Reise besteigen würden.
Schon am Parkplatz des Telica Vulkan bot sich uns eine atemberaubende Aussicht, die selbst die erfahrensten Reisenden ins Schwärmen brachte. Der Blick glitt über üppig bewaldete Hügel, die sich wie grüne Wellen in die Ferne erstreckten, und ein Tal, das wie ein Flickenteppich aus verschiedenen Feldern wirkte. Das Vulkangestein um uns herum war rotbraun und führte geröllartig nach oben, bzw. von oben nach unten.
Nach etwa einer halben bis dreiviertel Stunde, bei der wir wie immer die letzten waren, standen wir endlich am Rand des riesigen Kraters. Aus seinem Inneren stieg dichter, weißer Rauch auf, der nach faulen Eiern stank und uns sofort die Nasen rümpfen ließ. Der Rauch war so dicht und stetig, dass er uns komplett einhüllte, sobald der Wind drehte – was nicht besonders gesundheitsfördernd sein konnte.
An den Innenwänden des Kraters konnte man gelbe Schichten aus Phosphor und Schwefel sehen. Die Atmosphäre dort oben war wirklich einzigartig. Auf der einen Seite bot sich ein faszinierender Blick auf die umliegende Landschaft und die anderen Vulkane, die sich majestätisch am Horizont erhoben. Auf der anderen Seite gähnte ein endlos anmutendes Loch, aus dem der Teufel höchstpersönlich seinen Zigarrenrauch auszublasen schien.
Ich konnte mich kaum von diesem besonderen Ort losreißen, so sehr hatte er mich in seinen Bann gezogen. Doch für den Sonnenuntergang mussten wir noch einmal zu einem anderen Aussichtspunkt wandern. Schweren Herzens und mit einem letzten Blick auf den rauchenden Krater machten wir uns los.
Auf dem Weg zum Sonnenuntergangsplatz machten wir einen kurzen Abstecher in eine schmale Höhle – eine Fledermaushöhle. Schon beim Betreten der Höhle schlug uns der intensive Geruch von Ammoniak entgegen, der uns die Augen tränen ließ. Die Luft war schwer und feucht, und der Boden war bedeckt mit einer dicken Schicht aus Fledermauskot, der bei jedem Schritt unter unseren Füßen knirschte. Hunderte dieser kleinen, süßen Geschöpfe flatterten wild hin und her oder hingen kopfüber von der Decke. Die Höhle war erfüllt von einem ständigen Flattern und Piepsen. Es war, als ob die Fledermäuse uns ihre Geschichten erzählen wollten – Geschichten von nächtlichen Jagden und geheimen Verstecken.
Trotz des penetranten Geruchs war es ein faszinierender Anblick. Es war ein kurzer Besuch in der Welt dieser kleinen Kreaturen, bevor wir unseren Weg zum Sonnenuntergangsplatz fortsetzten.
Danach ging es nun aber wirklich zum Platz, von dem man den besten Sonnenuntergang sehen konnte – laut Veranstalter. Der Weg dorthin war nochmal ein kleines Abenteuer für sich; mit schmalen Pfaden, die sich durch die felsige Landschaft schlängelten. Als wir schließlich ankamen, bot sich uns ein Anblick, der unsere Erwartungen übertraf. Die Sonne begann gerade, sich in ein Meer aus Gold und Orange zu verwandeln, und tauchte die Landschaft in ein magisches Licht.
Man kann auf dem Telica auch übernachten, aber nachdem ich den „Campingplatz“ gesehen hatte und mitbekam, wie windig es hier oben war, war ich froh, dass wir nicht auf dem Telica übernachten würden. Die Zelte sahen aus, als würden sie jeden Moment davonfliegen, und die Vorstellung, die Nacht in einem flatternden Zelt zu verbringen, war nicht besonders verlockend. Stattdessen hatten wir beschlossen, auf dem größten Vulkan Nicaraguas, dem San Cristobál, zu übernachten.
Mit Blick auf den Cerro Negro, den wir am Morgen bestiegen und mit den Sandboards heruntergefahren waren, und dem El Hoyo, auf den wir ebenfalls noch diese Woche steigen würden, sahen wir die Sonne langsam am Horizont entlang gleiten. Es war ein Moment der Ruhe, als die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in ein tiefes Rot tauchten und die Schatten der Vulkane länger und länger wurden. Es fühlte sich an, als ob die Zeit für einen Augenblick stillstand, und wir konnten einfach nur die Schönheit der Natur genießen.
Kurz bevor es komplett dunkel wurde und die Sterne anfingen, am Himmel zu funkeln, mussten wir unseren windigen Standort verlassen und so kämpften wir uns den Weg durch Windböen und felsigen Untergrund zurück nach unten.
Fazit: Der Telica-Vulkan ist eine einfache Wanderung und der Ort ist wunderschön, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Übernachten kann ich jedoch nicht empfehlen, da es einfach ständig sehr windig und kalt ist. Das muss man schon besonders mögen.
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Carina
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