Granada (NIC): Eine Reise durch Geschichte, Märkte und idyllische Inseln

10.01.2024

Heute war es Zeit nach Granada weiterzureisen und das wollten wir wieder mit InDrive machen. Doch diesmal ließ uns die Fahrdienst-App im Stich. Zuerst dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis der Fahrer endlich auftauchte, nur um dann grußlos an uns vorbeizufahren, als wären wir unsichtbar – trotz unserer zwei gigantischen Backpacks. Auf Nachrichten reagierte er ebenfalls nicht mehr, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Also nahmen wir ein normales Taxi und fuhren zur Puma-Gasstation, einem Ort, an dem Busse in alle Richtungen abfuhren – auch nach Granada. Wir hatten Glück und mussten keine fünf Minuten warten, bis der richtige Bus kam. Den Preis hatte ich im Vorfeld bei einigen anderen wartenden Gästen abgefragt, weshalb ich das Geld bereits passend zur Hand hatte (20 C$ pro Person). Doch der Ticketmann, ein wahrer Meister der Überraschungen, wollte für unsere Backpacks den gleichen Preis haben. Das hatte ich bisher noch nie erlebt und auch noch nicht gehört, weshalb ich anfing, mit dem Mann zu diskutieren. Zum Schluss bot ich ihm 20 C$ für beide Backpacks zusammen an, und er akzeptierte mit einem Grinsen, als hätte er diesen Trick schon oft gespielt.

Im weiteren Verlauf der Reise fragte ich immer mal wieder unsere Guides, ob das normal sei. Doch es hing immer etwas von den einzelnen Bussen ab und ob es sich um Touristen oder Einheimische handelte. Eine weitere Lektion in Sachen Verhandeln und „festgesetzte Preise“.

Da wir viel zu früh für den Check-in waren, beschlossen wir, Granada zu erkunden. Die Stadt empfing uns mit einer Sonne, die erbarmungslos auf uns hinunter schien und einer Vielzahl von Touranbietern, die ihre Dienste anboten. Man könnte meinen, dass Touren zu den gleichen Orten auch die gleichen Preise haben sollten, aber nein, die Preisunterschiede waren teilweise sehr groß und auch die angebotenen Leistungen dazu. Nachdem wir uns für einen Anbieter entschieden hatten, der uns am wenigsten wie eine wandelnde Geldbörse behandelte, buchten wir eine Tour zu den Isletas für den Abend und eine Wanderung auf den Puma-Trail des Mombacho für den nächsten Tag. Mit diesen Plänen in der Tasche machten wir uns auf den Weg zum Markt.

Der Markt in Granada war ein wahres Spektakel – eine überwältigende Mischung aus Menschenmassen, einem schier endlosen Angebot und Gerüchen, die von verlockend bis abstoßend reichten. Hier konnte man wirklich alles finden: Kleidung, Essen, tote und lebende Tiere. Es war ein Ort, an dem das Chaos regierte und die Menschen in einem ständigen Tanz des Feilschens und Ausweichens gefangen waren. Und als ob das nicht genug wäre, fuhren auch noch Busse und Autos mitten durch den Markt.

Endlich war es Zeit für den Check-in, und wir freuten uns auf eine wohlverdiente Pause. Doch unsere Freude wurde schnell gedämpft, als wir unser Zimmer betraten und feststellten, dass es kein Fenster hatte. Könnt ihr das glauben? Ein Zimmer ohne Fenster! Wo gibt es denn so etwas? Und das zu einem nicht gerade günstigen Preis. Also marschierten wir zur Rezeption und beschwerten uns, bis wir ein anderes Zimmer, diesmal mit Fenster, erhielten. Leider jedoch erst ab dem nächsten Tag, wofür wir einen Frühstücksgutschein als Kompensation erhielten. Es zeigt sich immer wieder, dass es sich lohnt, hartnäckig zu bleiben und für seine Rechte einzutreten. Manchmal muss man einfach ein bisschen Druck machen, um das zu bekommen, was einem zusteht.

Kreative Eskapaden und musikalische Höhenflüge

Beim abendlichen „Wine and Paint“-Event im Hostel konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Während meine Reisebegleitung den Affenbaum von unserem Maya-Pfad nachmalte, versuchte ich mich an einem Gemälde, das ich bei einem lokalen Künstler gesehen hatte. Es wird jedoch niemanden sonderlich überraschen, dass mein Bild nicht den Hauch einer Chance gegen das Original hat. 

Das Event zog nicht nur ein paar andere Gäste des Hotels an, sondern auch zwei Nicaraguanerinnen, die mit dem Host des Events befreundet waren. So konnten wir einiges über das Land und die aktuelle politische Situation erfahren. Eine der Teilnehmerinnen war Nachrichtensprecherin bei einem TV-Sender. Doch in Nicaragua wurden alle Nachrichtensender verstaatlicht, und da sie offen gegen den diktatorischen Präsidenten Ortega war, hatte sie ihren Job bei dem TV-Sender verloren. Seit Daniel Ortega 2007 wieder an die Macht kam, schränkte er systematisch die Pressefreiheit ein. Über 50 Medien wurden geschlossen, und die Redaktionen von bekannten Zeitungen wie CONFIDENCIAL und La Prensa sowie der Fernsehsender 100% Noticias wurden beschlagnahmt. Journalisten, die kritisch berichten, werden verfolgt und inhaftiert, was das Land in einen Zustand der Informationskontrolle und Zensur versetzt hat.

Trotz der ernsten Gespräche und der etwas melancholischen Stimmung, die sich gegen Ende des „Wine and Paint“-Events einstellte, haben wir uns alle gut verstanden und hatten einen guten Abend, auch wenn dieser noch lange nicht vorbei war. Zu meiner großen Freude fand nach dem kreativen Teil ein Karaoke-Abend in unserem Hostel statt – veranstaltet von einem Gast, die einfach Lust auf Karaoke hatte.

Als Bühne diente der Eingangsbereich, aber die Begeisterung der Teilnehmer war riesig. Die ersten Töne erklangen, und schon bald füllte sich der Raum mit einer bunten Mischung aus schiefen Tönen und überraschend talentierten Stimmen. Es war, als ob jeder Gast seine innere Diva entdeckte.

Ich schnappte mir das Mikrofon und legte mit einer leidenschaftlichen, wenn auch etwas wackeligen, Version von “Bohemian Rhapsody” los. Die Menge jubelte und sang mit, und für einen Moment fühlte ich mich wie ein Rockstar. Ein Mitmaler vom Wine and Paint wagte sich an einen Klassiker von Elton John und brachte den Raum zum Kochen.

Zwischen den Auftritten tauschten wir Geschichten mit anderen Reisenden aus aller Welt aus. Nahmen Empfehlungen für unsere Weiterreise entgegen und machten Empfehlungen unsererseits. Wir lachten, sangen und genossen die ausgelassene Atmosphäre. Der Abend war ein voller Erfolg und endete mit einer spontanen Tanzparty, bei der wir alle unsere besten Moves zeigten. Es war einer dieser Momente, die man auf Reisen erlebt und die einem noch lange in Erinnerung bleiben.

Auf den Spuren der Geschichte

11.01.24
Normalerweise bin ich ein großer Fan von Free Walking Touren. Sie sind wie eine Schatzsuche, bei der man nicht nur Gold, sondern auch Geschichten findet. Doch die Tour, die wir in Granada machten, war eher wie eine Wanderung durch ein Museum der Langeweile. Unser Guide schien mehr daran interessiert zu sein, uns die besten Plätze zum Gähnen zu zeigen, als uns die Geheimnisse der Stadt zu enthüllen.

Das Highlight der Tour war die Geschichte von William Walker, einem amerikanischen Abenteurer und Söldner, der 1855 nach Nicaragua kam und sich kurzerhand selbst zum Präsidenten erklärte. Walker war ein Mann mit fragwürdigen Träumen und noch fragwürdigeren Ambitionen. Er wollte ein englischsprachiges Sklavenhalterreich in Mittelamerika errichten und sah sich selbst als den zukünftigen Herrscher über das gesamte Gebiet. Seine Herrschaft war jedoch so kurzlebig wie die warmen Tage in 2024. Bereits 1857 wurde er von einer Koalition aus zentralamerikanischen Ländern vertrieben. Doch Walker war nicht der Typ, der leicht aufgab. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, seine Macht zurückzugewinnen, wurde er schließlich 1860 in Honduras gefangen genommen und standrechtlich erschossen. Seine Geschichte ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie Fremde immer wieder versucht haben, die Kontrolle über Nicaragua zu übernehmen – sei es offen oder im Verborgenen.

Inselträume und Affen: Eine Bootstour durch die Isletas

Um 15:30 Uhr begann unsere Tour zu den „Isletas“. Die Isletas selbst sind eine Gruppe von 365 kleinen Inseln, die vor etwa 20.000 Jahren durch eine gewaltige Eruption des nahegelegenen Mombacho-Vulkans entstanden sind. Diese Inseln bieten eine einzigartige Mischung aus Natur und Geschichte. Unser Guide fuhr uns mit dem Auto bis zu einem Restaurant am Ende des Malecóns, wo wir dann in ein Boot umstiegen. Wir hatten das Glück, nur zu zweit zu sein, was bedeutete, dass wir anhalten und weiterfahren konnten, wann immer uns der Sinn danach stand.

Die Fahrt führte uns durch schmale und breite Kanäle, die sich wie blaue Adern durch das Wasser schlängelten. Die Farbe Grün war ansonsten allgegenwärtig, in allen erdenklichen Schattierungen, als hätte die Natur beschlossen, ihre gesamte Palette auf einmal zu verwenden. Vögel zwitscherten fröhlich, flogen über unsere Köpfe hinweg und boten uns eine wunderschöne Flugshow. Zu unserer großen Freude entdeckten wir sogar einen majestätischen Adler, der über uns kreiste und schließlich auf einem Baum landete.

Auf manchen privaten Inseln sahen wir prächtige Anwesen, die wie aus einem Märchenbuch entsprungen schienen. Diese Häuser wurden teilweise (wenn überhaupt) nur für ein Wochenende im Jahr genutzt und standen sonst leer – ein Luxus, den sich nur die reichsten der Reichen leisten konnten.

Auf einer der kleinen Inseln mit hohen Bäumen und dichtem Bewuchs wurden vor mehreren Jahren ein paar Spinnenaffen ausgesetzt. Sie haben gelernt, dass Touristen oft Leckereien mitbringen, und kommen daher gerne näher, um nach Futter zu betteln. Eine der Spinnenaffen war sogar schwanger. Als sie unser Boot sahen, kamen sie direkt auf die Äste, die am weitesten zu uns ins Wasser ragten. Mir taten die kleinen Wesen mit den langen Gliedmaßen leid. Sie waren hier auf der winzigen Insel gefangen. In freier Wildbahn haben Spinnenaffen ein großes Territorium und legen täglich mehrere Kilometer zurück, um Nahrung zu finden und sich zu bewegen. Auf der kleinen Insel sind sie jedoch stark eingeschränkt und müssen sich mit dem begnügen, was ihnen die Touristen und Guides anbieten. Eine traurige Geschichte, in der die Natur und die Freiheit auf der Strecke geblieben waren.

Am Ende des Tages wussten wir, dass diese Reise uns für immer in Erinnerung bleiben würde. Denn Reisen ist nicht nur das Entdecken neuer Orte, sondern auch das Entdecken neuer Perspektiven und Geschichten, die uns bereichern und inspirieren.

Also, pack deine Koffer, schnapp dir deinen Abenteuerhut und mach dich auf den Weg. Denn die Welt ist voller Geschichten, die nur darauf warten, von dir entdeckt zu werden.

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