Maria La Gorda – Tauchen in Kuba
19.12.2018-23.12.2018 // Viñales hatte mich nach Havanna wieder versöhnlicher mit Kuba gestimmt und ich freute mich riesig auf Maria La Gorda. Nach dem Naturerlebnis über der Erde würde ich dort in die beste Unterwasserwelt eintauchen, die Kuba zu bieten hat. Maria La Gorda liegt im Westen Kubas und bis auf das eine Hotel an der Spitze gibt es nur wenige Menschen, die wirklich dort leben. Daher würde auch ich in diesem Hotel wohnen und nicht wie sonst in einer Casa Particular.
Der Eigentümer der Casa Particular in Viñales besorgte mir ein Taxi nach Maria La Gorda, da hier keine wirklichen Busverbindungen zur Verfügung standen. Nach dem Anruf beim Taxifahrer seines Vertrauens, meinte er, dass ich Glück hätte, weil noch andere mit dem Taxi bis nach Maria La Gorda fahren würden und wir uns daher die Taxikosten teilen konnten.
Am Morgen des 19. Dezember ging es sehr früh um 6 Uhr morgens los. Vier Passagiere sollten den langen Weg von Viñales nach Maria La Gorda fahren und auch, wenn ich kein spezielles Auto im Kopf hatte, war ich doch sehr überrascht, als ein kleiner schwarzer Lada vor mir hielt. Wie sollten insgesamt fünf Menschen in diese kleine Büchse passen? Zudem hatten alle Reisenden einen Backpack dabei. Die anderen Mitreisenden waren ebenfalls Deutsche und ich mit meinen 1,76m die kleinste. Doch irgendwie schafften wir es alle Menschen, Koffer und Backpacks in das das winzige Gefährt zu stopfen, was nur minimal größer als ein Smart ist (nur eben mit angeblich fünf Sitzplätzen) und fuhren los. Unwillkürlich kam mir der Gedanke an diese Comic-Clowns, die zu zwanzigst in so einem Auto durch die Manege fahren.
Ich saß hinten am rechten Fenster, welches während der Fahrt über wie die anderen Fenster geöffnet sein musste, da sonst der Innenraum mit Abgasen gefüllt wurde. Nach einigen Stunden machten wir eine Pause. Als der Fahrer mir die Tür öffnete, konnte ich zunächst mein rechtes Bein nicht mehr bewegen. Unbemerkt hatte die Tür mir die Blutzufuhr abgeschnitten und mein Bein war eingeschlafen.
Nach einer kräftigen Massage konnte ich meine Beine jedoch wieder zum Leben erwecken und ein paar Schritte laufen, bevor es wieder weiter ging.
Noch einige Zeit vor dem Hotel in Maria La Gorda fuhren wir eine Straße entlang, die ausschließlich von Bäumen und Gestrüpp umfasst war. Häuser oder Menschen sahen wir keine. Gefühlt eine Stunde oder länger fuhren wir durch dieses Niemandsland, bevor wir durch eine Schranke fuhren und schließlich beim Hotel waren.
Beim Check-In fragte ich, ob ich mich direkt zum Tauchen anmelden könnte, was der junge Mann am Counter lächelnd bestätigte. Nach der langen und unbequemen Fahrt wollte ich schnell meinen Koffer ins Zimmer bringen und ein wenig das Gelände inspizieren. „Dafür bräuchte ich nur Ihre Buchungsbestätigung“, sagte der Hotelier und mir gefror das müde Lächeln, welches ich mir ins Gesicht gezwungen hatte. Ich ließ mir nichts anmerken und zeigte ihm die E-Mail-Buchungsbestätigung, mit der er aber nichts anfangen konnte oder wollte. „Ich brauche die Bestätigung ausgedruckt“, brachte er schließlich den Satz hervor, den ich auf keinen Fall hören wollte. Er bestätigte, dass er mich als Taucherin in seinen Unterlagen hatte, aber er bräuchte unbedingt die Buchungsbestätigung. Nach dem Bus-Debakel in Havanna wusste ich, wie ich eine lange Diskussion vermeiden konnte und bot ihm an, ihm die Mail mit der Bestätigung zu schicken, damit er diese ausdrucken konnte. Nach kurzem Überlegen seinerseits und dem Hinweis von mir, dass es hier sonst auch keine andere Druckmöglichkeiten gäbe, akzeptierte er. Nachdem er meine E-Mail ausgedruckt hatte, schrieb er die Daten zweimal händisch auf andere Zettel und übergab mir eines, damit ich dieses bei der Tauchstation abgeben konnte. Ein kleiner Teil von mir wollte gar nicht wissen, was aus der ausgedruckten Bestätigung würde, doch der größte Teil eben schon. Also fragte ich und bekam die Antwort, dass diese an die Buchungsfirma geschickt würde, damit sie bezahlt würden. Der andere Zettel bleibe im Hotel. Immer noch kompliziert und sehr analog, aber besser, als in Havanna.
I survived scuba diving in Cuba
Um 15 Uhr desselben Tages sollte der erste Tauchgang sein. Bis dahin war zwar noch Zeit, doch ging ich schon mal zur Tauchstation, um die formalen Sachen zu klären und die Tauchausrüstung auszuwählen.
Der Mann an der Tauchstation stellte sich als Carlos vor und nahm meinen Zettel entgegen.
„Komm um kurz vor 15 Uhr vorbei. Dann geht die nächste Tauchfahrt los.“
„Sollen wir nicht schon mal die Tauchausrüstung aussuchen?“, fragte ich verwundert, da das bei den anderen Tauchstationen meist sofort erledigt wurde und nicht kurz bevor es losgeht. Doch er winkte nur ab, sprach ein „Bis später“ und schloss die Tür zur Tauchstation. Etwas verwirrt stand ich vor der verschlossenen Tür und musste mir nun für ein paar Stunden anderweitig die Zeit vertreiben. Nach der langen Autofahrt dachte ich, es wäre gut, die Umgebung abzuchecken, also machte ich mich auf den Weg.
Die Gäste im Hotel in Maria La Gorda sind hauptsächlich Taucher, da hier einer der schönsten Tauchspots Kubas sein soll. Außer dem Hotel gibt es nichts im näheren Umkreis. Man müsste sich schon ein Fahrrad oder besser noch ein Auto leihen und lange die einsame Straße entlang an dichtem Wald vorbeifahren, bis man wieder auf besiedeltes Gebiet stößt. Es hat etwas sehr klaustrophobisches, auf der Straße zu stehen und von diesem unzugänglichen Wald umgeben zu sein, in dem es nicht mal Vögel zu geben scheint. Denn es war still dort auf der Straße – kein Vogelgezwitscher, kein anderer Tierlaut. Nur das Rascheln der Blätter, die sich im gelegentlich aufkommenden Wind bewegten.
Nach etwa 40 Minuten, in denen ich niemandem begegnete und nicht nur die unwirklich scheinende Umgebung drückend wurde, kehrte ich um und erkundete das Gelände des Hotels, das relativ groß war. Im Hauptgebäude befindet sich gegenüber der Rezeption eine offene Bar, an der ein ständig lächelnder Kolumbianer Drinks servierte. Mehrere Häuser, in denen 4-6 Zimmer waren, standen am Strand. Dahinter breitete sich eine große Wiese aus, auf der ein weißes Pferd graste und ständig von einzelnen Vögeln belgeitet wurden. Weitere Häuser mit Zimmern befanden sich am Ende der Wiese, an dessen Seite sich das längliche Speisehaus ansetzte.
Es war kurz nach halb drei und so ging ich wieder zur Tauchstation, um zu schauen, ob ich nicht doch schon etwas eher mein Tauchequipment zusammensuchen konnte. Doch es war niemand da, sodass ich noch etwas warten musste. Es kamen noch zwei andere Pärchen, die mit tauchen kommen würden. Um kurz vor drei Uhr kam Carlos, sammelte seine kleine Gruppe ein und ging Richtung Boot, welches am Steg befestigt war.
„Ich hab noch nicht mein Tauchequipment“, sagte ich zu Carlos, der nicht anhielt um mir zu sagen, dass auf dem Boot noch Anzüge sind, unter denen ich schon einen passenden finden werde. Langsam wurde ich sauer. Ich würde gleich bis zu 20 Meter tief tauchen, da wollte ich schon, dass mein Anzug sitzt, das Tauchjacket passt und der Schnorchel funktioniert. Aber ok, dachte ich mir, tatsächlich sind solche Tauchboote mit viel Equipment bestückt. Ich würde schon passende Ausrüstung finden.
… etwa 15 Minuten später…
Auf dem Boot waren weniger Tauchanzüge als gedacht und nachdem ich ein paar anprobiert hatte, musste ich mich mit dem Wetsuit zufriedengeben, der am besten passte, aber immer noch zu weit und kurz war. Auch gab es keinen Stinger-Suit, den ich unter den Nassanzug anziehen konnte um der Kälte des Wassers entgegenwirken zu können. Mein Tauchjacket sah schon sehr mitgenommen aus, war schon an der ein oder anderen Stelle zerschlissen und auch der Klettverschluss haftete nicht so ordentlich wie ich das erhoffte.
Dann waren wir am Tauchplatz „Jardins de las Gorgonias“ und plötzlich konnte es Carlos nicht schnell genug gehen. Mit einer übertriebenen Hektik scheuchte er die anderen ins Wasser, während mein Tauch-Buddy und ich noch am Checken waren, ob die Ausrüstung sitzt und funktioniert (Buddy-Check). Ungläubig und augenrollend schüttelte er mit dem Kopf als ich ihm das erklärte, nachdem er fragte warum wir so lange bräuchten.
„Ich mache um 16 Uhr Feierabend“, mahnte er. „Wir tauchen 40 Minuten.“ Dann scheuchte er uns ins Wasser und das kühle Wasser, welches langsam in meinen Wetsuit eindrang, kühlte meinen Ärger über diesen Mann. Und als ich die faszinierende Unterwasserwelt vor Maria La Gorda sah, war der Ärger über Carlos schon fast gänzlich vergessen.
Während dem Tauchgang fiel mir jedoch auf, dass die Flasche von meinem Tauchbuddy nicht ganz dicht war. Zwischen Ventil und Schlauch kam ein stetiger Strom aus Blubberblasen heraus: Sauerstoff. Zunächst versuchte ich, den Schlauch fester zu drehen, doch konnte ich nichts ausrichten. Auch der Tauchguide Carlos konnte es nicht unter Wasser fixen. Mit unseren Händen verständigten wir uns darauf, dass mein Tauchbuddy sofort Bescheid geben sollte, wenn es knapp wurde mit dem Sauerstoff. Da wir 12 Liter Stahlflaschen hatten und insgesamt nur 40 Minuten unter Wasser sein würden, sollte für den Rest des Tauchgangs genug Sauerstoff vorhanden sein.
Wir schwammen über wundervolle Riffe mit bunt leuchtenden Korallen und verschiedensten Fischen in allen Größen und Formen. Doch auch hier sieht man den Wandel der Zeit und der Temperatur. Ganze Areale waren der Korallenbleiche anheimgefallen und lagen abgestorben und farblos unter uns. Fische und andere Tiere waren nicht zu sehen.
Nach exakt 40 Minuten kam das Zeichen zum Auftauchen und wir mussten die wundervolle Unterwasserwelt verlassen. Doch in den nächsten Tagen würde es wieder ins blau glitzernde Wasser gehen.
Während mir der Wind von der Bootsfährt durchs Gesicht fuhr stellte ich mir vor, mit welchen Unterwassergeschöpfen ich in den nächsten Tagen zusammentreffen würde.
Abends saßen wir noch gemeinsam an der Bar und probierten uns durch alle Bacardi-Rumsorten. Einen großen Unterschied konnte ich jedoch nicht feststellen. Während wir die einzelnen Sorten austesteten und auch nach dem dritten Schluck mein Gesichtsausdruck die Anwesenden immer noch zum Lachen brachte, wurde es immer windiger, bis es schließlich heftig anfing zu regnen. Ich war froh, dass es erst nach dem Tauchgang angefangen hatte zu regnen und blauäugig wie ich war dachte ich, dass am nächsten Morgen das Wetter wieder so perfekt werden würde wie es am heutigen Tag gewesen war. Doch bisher hatte ich auch noch nie einen tropischen Sturm erlebt… was sich jetzt ändern sollte.
Am nächsten Morgen wurde ich nicht von strahlendem Sonnenschein begrüßt, sondern von grauen Wolken, Regen und Wind. Der Rezeptionist informierte mich darüber, dass das Wetter erstmal so bleiben sollte. Innerlich wurde ich unruhiger. Ich hatte noch 3 Tauchgänge gebucht, die ich auch wahrnehmen wollte. Doch das nächste Hostel war schon gebucht. Würde ich hier noch einmal tauchen können?
Zwei weitere Tag dauerte der Sturm, dann strahlte die Sonne wieder als wäre sie nie weg gewesen. Nach einem hastigen Frühstück lief ich natürlich sofort zur Tauchstation und ein breites Grinsen zeichnete sich auf meinem Gesicht ab, als mir Carlos versicherte, dass wir heute zwei Tauchgänge machen könnten. Diesmal konnte ich mir sogar einen passenden Tauchanzug aussuchen.
Auch bei diesen Tauchgängen fuhren wir mit dem Boot raus und überzeugt euch selbst – ist die Unterwasserwelt von Maria La Gorda nicht wunderschön?
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Mit dem Taxifahrer, mit dem ich bereits nach Maria La Gorda gekommen war, hatte ich vereinbart, uns auch wieder abzuholen. Wieder waren wir nicht die einzigen Gäste. Ein weiteres Pärchen war im Wagen, doch diesmal wesentlich kleiner und damit war etwas mehr Raum zum Sitzen da. Den gleichen Weg wie hin ging es zurück nach Vinales, wo es nach einer Nacht weiter nach Cienfuegos gehen würde.
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Carina
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