Somoto Canyon
Am heutigen Tag ging es bereits um 4 Uhr morgens los. Wir wurden (pünktlich) von einem Taxi-Fahrer abgeholt, der uns zur Somoto-Schlucht fahren sollte. Wie bei den anderen längeren Wanderungen diese Woche, waren wir auch heute bei der Somoto-Schlucht alleine. Als ich den Taxifahrer fragte, wie lange wir zum Somoto Canyon fahren würden, wurde mir auch klar, warum wir mal wieder alleine sein würden – die Fahrt würde fünf Stunden dauern… Das war bei der Buchung nicht wirklich zur Sprache gekommen. Ich hatte auch nicht explizit danach gefragt, weil ich nicht angenommen hatte, dass eine so weit entfernte Tour angeboten werden würde. Ich glaube auch nicht, dass wir die Tour gebucht hätten, wenn wir die lange An- und Rückfahrt gekannt hätten. Schließlich würde die Aktivität selber nur etwa 2 Stunden dauern. Aber sei’s drum. Ändern konnten wir an dem Punkt auch nichts mehr. Nur versuchen, eine Runde Schlaf nachzuholen.
Nach den angekündigten fünf Stunden waren wir bei der „Casa Ricardo“ angekommen, an der uns unser Guide begrüßte und uns die Tour erklärte. Es gab zwei verschiedene Wege aus denen wir wählen konnten. Der eine Weg war etwas länger und beinhaltete mehrere Passagen, in denen wir durch den Fluss schwimmen mussten. Die andere war kürzer und nicht so anspruchsvoll. Natürlich war für uns klar, dass wir den anspruchsvolleren Weg gehen würde.

Mit einer Schwimmweste ausgerüstet ging es nun erstmal noch etwa eine dreiviertel Stunde zum Canyon, wobei wir nicht nur Bauern bei ihrer täglichen Arbeit beobachten konnten, sondern auch freilaufende Pferde, Esel und Kühe, die sich von uns nicht bei ihrem Morgenmahl stören ließen.
Irgendwann führte der Weg ab und wir musste noch einem Waldweg folgen, bis wir am Wasser angekommen waren. Dabei konnten wir von einigen Erhöhungen schon gut den Fluss sehen, der vom weißen Stein der Schlucht eingeschlossen wurde. Nach einem kurzen Abstieg war es dann soweit und wir hatten den mit Felsen und Kieseln gesprenkelten Fluss vor uns. Erstmal blieben wir trocken, da wir über die großen Felsen den Fluss entlangliefen.






Obwohl ich in meinen Turnschuhen einen ganz guten Grip hatte, rutschte ich plötzliche beim Fotografieren aus und konnte mich nicht mehr halten. Im hohen Bogen flog mein Smartphone, welches ich an einem Seil um mein Handgelenk hielt, mit dem Display nach unten auf einen Stein – und ich mit. Der Guide kam sofort zu mir und nachdem wir geklärt hatten, dass bei mir alles gut war, blickten wir alle auf mein Smartphone, das immer noch auf dem Stein lag. Langsam hob ich es hoch und drehte es um, darauf vorbereitet, ein zersplittertes Display zu sehen. Doch es war nicht mal ein Kratzer zu sehen! Wir alle ließen den angehaltenen Atem entweichen und gingen mit einem Lachen weiter. Manchmal muss man einfach Glück haben 🙂
Der Anblick der steilen Felsen um uns herum war faszinierend. Man fühlte sich auf einmal ganz klein. Immer wieder mussten wir über große Felsen klettern um auf die andere Seite zu gelangen und den Weg weiterzugehen.
Ab und an mussten wir schon mit den Füßen durch kleinere Wassermengen waten und die Kälte trieb mir immer wieder einen Schauer über den Rücken. Vor allem, weil uns ausgerechnet heute die Sonne im Stich ließ. Es war komplett bewölkt und etwas zu kalt für so einen Wassertag. Das ist natürlich bitter, da wir bei den letzten Wanderungen immer die volle Sonne abbekommen hatten.




Doch dann kam der Moment, den wir nicht weiter hinauszögern konnten – ein Sprung ins tiefe, kalte Wasser. Jetzt bin ich nicht unbedingt eine freudige Springerin, doch ich wollte mir nicht Feigheit nachsagen lassen. Also nahm ich meinen Mut zusammen und sprang hinein. Mein Herz rutschte mir dabei in meinen Hals und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Doch es war schneller vorbei, als es von oben aussah – wie meistens. Das kalte Wasser umfing mich und für einen Moment konnte ich meine geschockten Glieder nicht bewegen. Mein Blick ging nach oben, von wo ich durch das blubbernde Blau des Wassers die Helligkeit des Tages erblicken konnte. Mit raschen Armbewegungen durchbrach ich die Oberfläche und sog scharf die Luft ein. Mir war eiskalt und das würde bis zum Ende der Tour auch so bleiben. Denn immer, wenn man wieder etwas getrocknet war, kam ein weiterer Abschnitt, den man schwimmend überwinden musste.


Nach dem Sprung ins kalte Nass folgte noch ein kurzer, aber idyllischer Weg entlang des Flusses. Die Landschaft präsentierte sich weiterhin in ihrer rauen Schönheit – steile Felswände, klares Wasser und das beruhigende Rauschen des Flusses begleiteten uns bis zum Ende des Abschnitts. Dort angekommen, verweilten wir einen Moment und ließen die Eindrücke des Tages auf uns wirken, bevor schließlich das Ruderboot eintraf.
Ein älterer Mann, dessen Ruhe und Gelassenheit perfekt zu der friedvollen Atmosphäre passten, nahm uns an Bord und lenkte das kleine Boot mit sanften Bewegungen über das stille Wasser. Jeder Paddelschlag schien den Rhythmus des Canyon widerzuspiegeln. Diese Überfahrt hatte etwas Meditatives, eine tiefgehende Entspannung, die die vorherige körperliche Anstrengung völlig in den Hintergrund treten ließ.
Während ich das Ruderboot verließ und auf den Rückweg zum Auto blickte, wurde mir bewusst, wie wohltuend und heilend die Natur ist. Sie hat die einzigartige Kraft, Sorgen zu beruhigen und neue Energie zu schenken. Gleichzeitig kam in mir der Gedanke auf, wie wichtig es ist, solche unberührten Orte zu bewahren – für die Gegenwart und für die Zukunft. Der Somoto Canyon ist ein stiller Mahner, dass der Schutz unserer natürlichen Welt keine bloße Option ist, sondern eine dringende Notwendigkeit.


Nun hieß es wieder, zurück zur Casa zu laufen, was diesmal etwa 40 Minuten dauerte. Nach einem stärkenden Mittagsmahl, an dem auch unser Taxifahrer teilnahm, ging es wieder vier Stunden zurück nach Léon.
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About The Author
Carina
Wenn ich reise fühle ich mich so richtig lebendig. Neue Abenteuer bestreiten, Länder, Kulturen und Menschen kennenlernen. Es gibt fast nichts besseres auf der Welt. Mit meinem Blog möchte ich Interessierte an meinen Reisen teilhaben lassen und anderen Reisenden Tipps geben.
Hört sich super an! Ich fliege bald nach Nicaragua und werde die Tour auf jeden Fall machen. Danke!