El Hoyo Vulkan – 5. Vulkanbesteigung in Nicaragua

Stell dir vor, du stehst am Rand eines riesigen Vulkankraters und beobachtest den Sonnenaufgang über einer atemberaubenden Vulkanlandschaft. Eine Wanderung zum El Hoyo in Nicaragua bietet genau das: ein unvergessliches Erlebnis inmitten der Natur.

Ein Vulkan mit Geschichte

Der El Hoyo (oder auch Las Pilas genannt), ein Vulkankomplex aus mehreren Kratern im Westen Nicaraguas, hatte seinen letzten (phreatischen) Ausbruch im Jahr 1954. Über die genaue Schwere des Ausbruchs gibt es keine detaillierten Informationen, aber es wird angenommen, dass er nicht zu den verheerendsten Ausbrüchen in der Region gehörte. Phreatische Ausbrüche (Aufeinandertreffen von Wasser und heißem Magma) sind oft weniger zerstörerisch als magmatische Ausbrüche, da sie hauptsächlich Dampf und Asche freisetzen, anstatt große Mengen Lava

Heute ist der El Hoyo ein wenig bekanntes Ziel für Wanderer und Naturliebhaber, die die raue Schönheit der Vulkanlandschaft und die Vielfalt der Tierwelt bewundern möchten. Neben Wanderungen auf den Vulkan bietet die Umgebung zahlreiche weitere Aktivitäten von denen ich euch schon in anderen Artikeln erzählt habe, wie Vulkanboarding auf dem nahegelegenen Cerro Negro oder entspannte Ausflüge in die Mangroven an der Küste. 

Die Wanderung

Nach der entspannten Mangroventour gestern wartete ein ganz anderes Abenteuer auf uns. Um 1:30 Uhr nachts klingelte der Wecker, denn um 2 Uhr wurden wir abgeholt. Unser Ziel: der Gipfel des El Hoyo zum Sonnenaufgang. Und wer hätte das gedacht? Wir wurden sogar pünktlich abgeholt.

Nach einer etwa einstündigen Fahrt im Geländewagen erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung zum El Hoyo. Gemeinsam mit Tori, mit der wir schon in den Mangroven und auf dem Telica waren, machten wir uns auf den Weg. Der erste Teil der Wanderung führte durch einen dichten Wald mit hohen Bäumen, in dem wir auf faszinierende Nachtlebenwesen stießen. Riesige Tausendfüßler und Skorpione kreuzten unseren Weg. Unser Guide erklärte, dass die größeren Skorpione mit ihren kurzen Schwänzen weniger giftig seien als ihre kleineren Verwandten. Der Waldboden glitzerte geheimnisvoll im Schein unserer Stirnlampen – dachten wir zuerst. Doch es waren tausende kleiner Spinnenaugen, die das Licht zurückwarfen und den Boden in einen (gruseligen) glitzernden Teppich verwandelten. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass eine dieser Spinnen auf meiner Haut krabbelte, auch wenn das nicht der Wahrheit entsprach. Doch wer kennt dieses Gefühl nicht, wenn Krabbelvieh in der Nähe ist?!

Je höher wir stiegen, desto heller wurde der Himmel. Ein magisches Farbenspiel aus Dunkelblau, Lila und Orange kündigte den nahenden Sonnenaufgang an. Der Wind peitschte uns um die Ohren und die Kälte ließ uns frösteln, doch die Aussicht war jeden frostigen Atemzug wert. Unter uns erwachte die Stadt León langsam zum Leben. Tausende Lichter blinkten auf, während die Sonne langsam über den Horizont stieg. Mittlerweile waren wir seit zweieinhalb Stunden unterwegs und etwas unterhalb des Vulkankraters angekommen. Mit einem atemberaubenden Blick auf die umliegenden Vulkane, die im sich verändernden Licht der aufgehenden Sonne in diversen Farben präsentierten, frühstückten wir.

Am Krater

Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum kleinen Krater. Der Wind peitschte um uns herum und die Kälte drang bis in die Knochen. Aus dem Kraterinneren stieg warme Luft auf – ein willkommener Kontrast zur Kälte. Es war so verlockend, sich einfach in diese warme Luftblase zu stellen und die Aussicht zu genießen. Doch unser Guide erinnerte uns daran, dass noch mehr auf uns wartete und so machten wir uns auf den Weg zum großen Krater. Am Rand des Kraters angekommen, spürte ich die gewaltige Kraft, die einst diesen Koloss erschaffen hatte.

Die Rückkehr

Auf dem Rückweg begleiteten uns hunderte von Schmetterlingen, die wie tanzende Farbtupfer durch die Luft flatterten. Ich hoffte, dass sich einer von ihnen auf meine Schulter setzen und mit uns kommen würde – so wie einst bei meiner Wanderung im kolumbianischen Salento. Es hatte etwas magisches an sich, als würden gleich Elfen hinter den Bäumen hervorlugen und uns zu einem Tanz einladen.

Je tiefer wir stiegen, desto wärmer wurde es – doch zum Glück war es noch nicht zu heiß für die Tierwelt. So begleitete uns beispielsweise ein Langschwanz-Häher eine ganze Weile auf unserem Weg und sang uns sogar ein wunderschönes Lied vor. Auch Kapuzineraffen sahen wir immer wieder in den hohen Ästen herumhüpfen und von Baum zu Baum springen. Ein besonderes Highlight für mich war die Entdeckung eines Elfenbeinsittichs, der hoch oben auf einem abgeknickten Ast saß und uns interessiert beobachtete.

Einer der letzten Abschnitte war ziemlich steil und dauerte etwas länger, bis wir heil unten angekommen waren. Doch dann war es nicht mehr weit bis zum Geländewagen. Glücklich, diese Vulkantour gemacht zu haben, fuhren wir zurück nach León. Dort stärkten wir uns noch einmal ausgiebig, bevor wir durch die Stadt schlenderten und den restlichen Tag genossen.

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