Cartagena – Historische Altstadt mit modernem Flair
12.01.2020
Bisher hatten wir unser Hostel für Cartagena noch nicht gebucht. Das WLAN in unserem Hostel in Minca funktionierte nur in der Nähe der Rezeption und dort auch nur, wenn nicht zu viele auf einmal surfen. Von Santa Marta aus sollen ständig Busse nach Cartagena fahren, weshalb wir keine spezielle Uhrzeit festgelegt hatten um Minca zu verlassen. Doch uns war es immer lieber, im Hellen anzukommen. Wir setzten uns bereits am frühen Morgen an die Rezeption und buchten uns ein Hostel. Unserer Schuldigkeit entledigt, frühstückten wir und packten unsere Rucksäcke.
Ungefähr eine Stunde, bevor wir von den Mototaxen abgeholt wurden, bekamen wir eine Nachricht von unserem gebuchten Hostel in Cartagena, dass es einen Fehler im System gab und es keine freien Zimmer mehr gäbe. Schon bei der vorherigen Suche war uns aufgefallen, dass Cartagena so gut wie ausgebucht war und als wir nun hektisch nach einer Ersatzunterkunft suchten, gab es tatsächlich nur wenige Unterkünfte, die nicht ganz heruntergekommen aussahen. Wir entschieden uns zum Schluss für ein neues Hostel, was erst vor einem Monat aufgemacht hatte: „San Jacinto“. Da bisher keine Bewertungen vorlagen, ist es natürlich ein Griff in den ungeöffneten Sack – bekommen wir ein tolles Geschenk oder zerkratzt uns eine Katze den Arm?
Um 12:30 Uhr wurde unser Gepäck auf die Mototaxen geschnallt und los ging es den Berg runter nach Minca (20.000 Pesos). Dort erreichten wir den Bahnhof noch rechtzeitig, um den Minibus nach Buenas Vista kurz vor Santa Marta zu erreichen (8.000 Pesos). Diese Busstation wurde uns als Umsteigeplatz empfohlen, da wir zum Fernbahnhof in Cartagena und nicht zum Hauptbahnhof, den der Minibus ansteuert, mussten. Mit dem Taxi fahren wir dann von Buena Vista zum Fernbahnhof (2.000 Pesos) und fahren mit dem 14-Uhr-Bus nach Cartagena (30.000 Pesos), wo wir gegen 18 Uhr ankommen.
Voll beladen mit unserem Gepäck gehen wir Richtung Taxistand, wo bereits viele Taxen darauf warten, ihre neuen Opfer zu finden. Diesmal sind wir jedoch nicht ganz unvorbereitet auf den Preis, der uns erwarten würde. Am Bahnhof hängen überall Schilder mit den Preisen für die jeweiligen Stadtteile, doch Taxifahrer wären keine Taxifahrer, wenn sie nicht trotzdem versuchen würden ihre Kunden abzuzocken. Nachdem wir mit mehreren Taxifahrern verhandelten und keiner den offiziellen Preis akzeptieren wollte, kam ein Taxifahrer, der in der Schlange ganz hinten stand, und nahm uns für den offiziellen Preis (6.000 Pesos) mit.
Tagestour in Cartagena
13.01.2020
Der Treffpunkt für die Free Walking Tour in Cartagena war am Muelle de Los Pegasos. Von unserem Hostel laufen wir entspannt zum Treffpunkt. Obwohl es noch relativ früh ist, brennt die Sonne bereits unbarmherzig und wir stellen uns in einen der wenigen Schattenplätze. Es kommen immer mehr Touristen*innen und gesellen sich zu uns in den Schatten oder suchen sich einen anderen Schattenplatz. Zum ersten Mal, seit wir in Kolumbien sind, hören wir mehr Deutsch als Spanisch. Cartagena scheint bei deutschen Touristen*innen überaus beliebt zu sein. Nachdem die Touristenmasse in verschiedene Touren und Gruppen eingeteilt ist, geht die Führung durch das UNESCO-Weltkulturerbe endlich los.
Die Tour dauerte ungefähr 2 Stunden und war sehr informativ. Unsere Tourguide erzählte die abenteuerliche und von Überfällen geprägte Geschichte von Cartagena sehr unterhaltsam.
Castillo de San Felipe de Barajas
Leider gibt es gar nicht viel zu besichtigen auf der Festung. Man kann auf zwei Ebenen außen an der Wehranlage entlang laufen und die Aussicht auf Cartagena und Umgebung bestaunen. Auch das Keller-/Katakomben-System der Anlage kann man teilweise erkunden. Aber nach etwa einer Stunde langsamen Schlenderns, ist der Rundgang dann doch beendet und wir verabschieden uns wieder von David.
Nach der Festung streunen Nadine und ich noch etwas durch die Gegenden, die wir mit der Free Walking Tour noch nicht besichtigt hatten und finden passend zur Kaffee-Kuchen-Zeit das Café Lunatico. Es befindet sich in einer Seitenstraße in Getsemani und hat Sitzplätze draußen. Der ideale Ort, um unsere müden Füße auszuruhen und die Weiterreise zu organisieren. Es war natürlich purer Zufall, dass sich die Happy Hour nahtlos an die Kaffee-Kuchen-Zeit anschloss.
Locals, Bier und Playa Blanca
Für den Abend sind wir mit Will, einem Freund eines Freundes, verabredet, der sich als Sohn des neuen Bürgermeisters entpuppt und eine Tauchschule in Cartagena betreibt. Wir treffen uns vor einer kleinen „Taberna“ namens Tienda Las Tablitas im Stadtviertel Getsemani und sind eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von sieben Leuten, die aus der ganzen Welt kommen. Wie es in Kolumbien üblich ist, wird eine (oder mehrere) große Bierflasche in der Tienda gekauft und vor dem Laden in lautem Beisammensein geteilt. Will erzählt uns, dass in Getsemani immer mehr Investoren die Häuser und Wohnungen kaufen, um diese für den Tourismus zu nutzen. So wird der Mittelstand immer mehr aus Getsemani verdrängt und hat aufgrund der steigenden Miet- und Kaufpreise kaum Chancen, zurück nach Getsemani zu kommen. Auch die alteingesessenen Bars und Tabernas haben dieses Problem.
Wir fragen Will, was er als Tauchprofi und -lehrer über Playa Blanca denkt, denn ursprünglich hatten wir geplant dort tauchen zu gehen, aber negative Kommentare im Internet haben uns stutzig gemacht. Er bestätigte die negativen Kommentare und empfahl uns, auf keinen Fall nach Playa Blanca zum Tauchen zu fahren. Und auch sonst wäre es mittlerweile kein schöner Ort mehr, um einen Tag dort zu verbringen. Die Strände sind überlaufen und dreckig, ebenso das Wasser. Da viele Jetski nahe dem Strand unterwegs sind, stinkt es überall nach Abgasen. Nach so viel negativer Kritik von einem Einheimischen stand der Entschluss fest, auf keinen Fall Playa Blanca zu besuchen.
Tagestour zum Schlammvulkan Totumo
14.01.2020
Auf unserem gestrigen Heimweg haben wir noch eine Tour zum Schlammvulkan Totumo (80.000 Pesos) gebucht. Es handelt sich dabei um eine ganztägige Tour mit dem Besuch eines rosafarbenen Sees, dem Schlammvulkan und zum Abschluss gehen wir zum Strand in Cartagena, um den Nachmittag ausklingen lassen zu können. Hört sich alles ganz gut an und entsprechend freuen wir uns auch schon auf die heutigen Aktivitäten und Aktionen.
Der Treffpunkt war das Reisebüro, wo wir bereits um 8 Uhr sein mussten und natürlich waren wir pünktlich, wie auch die anderen 3 deutschen Paare. Der einzige, der nicht pünktlich war, war der Bus. Vom Reisebüromitarbeiter wurden wir immer wieder beruhigt und endlich, so gegen 8:20 Uhr, kam der Bus und wir fuhren zum Muelle de Los Pegasos, um weitere Touristen abzuholen. Hätten wir gewusst, dass es noch andere Abholstationen gibt, wären wir auch von dort gefahren, da der Platz viel näher zu unserem Hostel liegt als das Reisebüro. Mit unserem Bus halten wir etwa zehn Minuten und sammeln noch weitere Personen ein. Der Bus fährt weiter, fährt einmal um den Platz herum und bleibt dann wieder stehen um noch einmal ein paar Personen abzuholen. Dann geht es wirklich endlich los – denken wir jedenfalls – doch wir fahren nur in einen Vorort von Cartagena, um dort an jedem Hotel weitere Touristen abzuholen. An einem Hotel verzögert sich unsere Weiterfahrt wiedermal. Unsere Reiseleitung ist schon zwei Mal ins Hotel gelaufen, um die Gäste abzuholen und nachdem wir alle etwa 30 Minuten gewartet haben, bequemte sich die kolumbianische Familie in den Bus und die Tour konnte tatsächlich endlich starten.
Unser erster Zielpunkt war ein pinker See. Die Fotos, die auf der Broschüre standen, sahen wunderschön aus, deshalb freuten wir uns beide schon sehr auf diesen pinken See. Als wir endlich dort ankommen, sind sowohl Nadine als auch ich sehr enttäuscht. Der groß angekündigte pinke See war nur eine desillusionierende Salzmine und so eine hatten wir ja erst in La Guajira gesehen, auch wenn dieser Salzsee viel größer war. Es ist unheimlich windig beim Salzsee und wir können uns gegen den Wind lehnen ohne umzufallen. Durch den Wind ist das Ufer voller Salzschaum, der auch immer wieder durch die Luft wirbelt. Totumo
Zum Glück verweilen wir nicht lange am See und fahren nach einer weiteren Warterunde auf die kolumbianische Familie zum eigentlichen Tour Highlight, dem Schlammvulkan Totumo. Etwa gegen 11:30 Uhr kommen wir beim „Vulkan“ an und sowohl Nadine als auch ich sind wieder mal enttäuscht. Der Schlammvulkan ist etwa 20 Meter hoch und sieht aus wie konstruiert. Es wird jedoch immer wieder betont, dass er natürlichen Ursprungs ist. Da die anderen Reisebusse vor uns angekommen sind, stellen wir uns nur im Bikini bekleidet an der langen Schlange an. Die Sonne brennt auf uns nieder, Schatten gibt es keinen. Totumo
Nach etwa 20 Minuten befinden wir uns wenigstens schon mal am Schlammloch, welches ungefähr 10m² groß ist. Fotos dürfen offiziell nur von den Leuten gemacht werden, die dort arbeiten und kosten um die 5.000 Pesos. Handys dürfen in das Schlammloch nicht mitgenommen werden. Wie Schafe werden die Touristen nacheinander in den Schlamm geleitet, wo jeder etwa 10 bis 15 Minuten verweilen darf. Wenn die Wartenden feststellten, dass einige über Zeit drinnen blieben, beschwerten sich alle. Im Loch stehen drei „Masseure“ zur Verfügung, die gegen Bezahlung eine Schlammmassage anbieten. Was wir davon mitbekamen, war diese Massage jedoch alles andere als gut. Mehr war es, dass diese Männer Schlamm auf den Körper verteilten und ein bisschen einrieben.
Wir mussten etwa eine Stunde warten bis es für uns endlich an der Zeit war in den grauen und glitschigen Schlamm zu klettern. Bis dahin waren wir von dem ganzen Andrang und der Prozedur extrem genervt. Im Schlamm jedoch angekommen, war es faszinierend und viel besser als gedacht. Obwohl man den Boden mit den Füßen nicht erreichen konnte, musste man sich nicht anstrengen, um mit dem Kopf an der Luft zu bleiben. Der Schlamm hielt einen von ganz alleine oben. Kleine Stein- und Schlammklümpchen bewegten sich vom Untergrund an unseren Körpern entlang nach oben. Es war wirklich ein witziges Gefühl.
Mit der Zeit wird es immer voller im Schlammloch des Totumovulkans und wir wollen raus. Doch an der Ausstiegsleiter herrscht ein regelrechtes Drängen und Schubsen. Dort steht ein Mann, der den Schlamm von deinem Körper mit seinen Händen abstreift, weshalb der Ausstieg pro Person etwas länger dauert.
Jedes Mal, wenn wir dem Ausgang etwas näherkommen, quetschen sich von der Seite Leute dazwischen und wir sind wieder hinten. Mir reicht es schließlich und ungeachtet der sich beschwerenden Menge, klettere ich die Einstiegsleiter raus und helfe Nadine beim Ausstieg. Wir streifen uns den Schlamm ab, der aufgrund des Windes auf die wartende Menge verteilt wird. Ein weiterer Beschwerdesturm erreicht uns und bevor wir gelyncht werden, beschließen wir, den Vulkan lieber hinunterzusteigen und zum Wasser zu gehen.
Der Zugang zum Meer war abgesperrt. Es gibt nur einen kurzen Uferabschnitt für die Touristen, um sich vom Schlamm zu befreien. Frauen warten hier bereits, um gegen eine Gebühr Wasser mit einem Eimer über dich zu schütten. Weder Nadine noch ich nahmen diese „Hilfe“ entgegen, wofür wir uns nach einigen Beobachtungen beglückwünschten.
Nachdem wir endlich vollständig vom Schlamm befreit sind, holen wir uns noch ein Arepa und warten zusammen mit den anderen darauf, dass wir weiterfahren können. Gegen 13 Uhr verlassen wir mit unserem Bus das Areal des Schlammvulkans Totumo und fahren wieder Richtung Cartagena.
Um 14 Uhr erreichen wir das Restaurant am Strand, bei dem das Mittagessen geplant ist. Nadine und ich hatten die Tour ohne Mittagessen gebucht, da für Vegetarier nur Reis mit Gemüse zur Auswahl stand und das für 20.000 Pesos. Durch die ganzen Verspätungen, liegen wir ordentlich im Zeitplan zurück und als unsere Reiseführerin erklärt, dass wir gegen 17 Uhr statt geplant 15 Uhr zurückfahren, sind Nadine und ich noch mehr genervt als ohnehin schon. Wir legen uns im Restaurant in den Schatten und genießen trotz allem kurz die Ruhe, bevor wir an den Strand gehen. Leider ist es super windig und der Sand peitscht uns nur so ins Gesicht.
Wir halten es etwa 10 Minuten aus, dann überlegen wir, ob wir uns ein Uber zurück in die Stadt nehmen, aber Uber fährt nicht so weit außerhalb. Nach einiger Zeit kommt ein Taxi vorbei und wir halten es an. Wir verhandeln einen Preis und während Nadine schnell ins Restaurant läuft um unserer Reiseführerin Bescheid zu geben und ich an den Strand zurücklaufe um unsere Sachen zu holen, fährt das Taxi einfach weiter. Ratlos schaue ich dem Taxi hinterher, während ich unsere Rucksäcke in den Händen halte. Als Nadine wieder zurückkommt ist sie genauso sprachlos wie ich. Wir gehen wieder ins Restaurant und sagen unserer Guide Bescheid. „Wisst ihr, die andere Gruppe fährt um 15 Uhr schon los. Ihr könnt da mitfahren“, erzählt sie uns kauend und erklärt, wo wir den Bus finden.
Wir verbringen die restliche Zeit noch am Strand, bevor wir pünktlich zum Bus laufen und dort auch wieder viele Deutsche treffen, sogar eine Familie aus Frankfurt, vollständig mit Eintracht-Fanartikeln ausgestattet, ist dabei. Es wird langsam heiß im Bus, da die Klimaanlage nicht läuft, doch wir können noch nicht weiterfahren, da wiedermal jemand fehlt. Um 15:15 Uhr kommt ein überraschter und noch nasser Kolumbianer zum Bus. Er und seine Freundin sind die fehlenden Personen, aber sie beeilen sich jetzt mit dem Umziehen und kämen dann sofort. Zehn Minuten später kommt der Mann wieder alleine zum Bus. Die Guide und er reden aufgebracht miteinander, dann schließt sich die Tür und wir fahren ohne das Pärchen zurück nach Cartagena.
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Carina
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