Salento – Wanderungen und Explosionen

27.01.2020 – 01.02.2020

Von Jardín nach Salento 

(27.01.2020) Der heutige Reisetag war total verregnet. Doch da wir den ganzen Tag im Bus sein würden, fanden wir es nicht weiter schlimm. Um kurz vor 8 Uhr waren wir am Busbahnhof und warteten darauf, dass der Bus bereit war. Doch da stand kein normaler Reisebus, sondern eine Chiva. Diese spezielle Art von Bus, der aus Metall und Holz besteht, fährt nur noch selten in Kolumbien und eher in ländlichen und ärmeren Regionen. Die Sitzbänke gehen durchgehend von einer Seite zur anderen und bestehen aus Holz. Statt Fenster, gibt es „Türen“, durch die man über eine Seite zu seinem Sitzplatz klettern kann. Fenster- oder Türscheiben gibt es nicht. Es gibt auch eine Leiter auf das Dach, wo ebenfalls Leute sitzen oder Waren transportiert werden können. Bei schönem Wetter, wäre die Chiva ein tolles Abenteuer gewesen, doch für diesen Tag war es eher ungeeignet. Wegen dem starken Regen wurden die schwarzen Plastikplanen an den Öffnungen runtergelassen und das einzige Licht kam von der Windschutzscheibe. Die Kälte konnten die Plastikplanen jedoch nicht draußen halten und ich war froh um meine ganzen Jacken und Decken, die ich im Gepäck hatte. Unsere Chiva war zwar komplett voll, doch die letzten beiden Reihen blieben dem Gepäck vorbehalten, so dass dieses nicht auf dem Dach durchweicht wurde.

 

Obwohl es nur knappe 35 km bis nach Riosucio sind, brauchten wir 3,5 Stunden. Der Weg führte auf einer fast einspurigen Route durch den Dschungel bergauf und bergab und so musste der Fahrer nicht nur wegen dem Regen Schrittgeschwindigkeit fahren. Zunächst dachten wir, dass es sich um keine offiziellen Straßen handeln konnte, doch immer wieder kamen uns andere Autos und sogar Lastwagen entgegen und die großen Transportmittel mussten manchmal minutenlang rangieren, bis sie aneinander vorbeifahren konnten.

Doch um 11:30 Uhr kamen wir endlich in Riosucio an und ergatterten noch ein Ticket für den Kleinbus nach Salento (32.000 COP). Um 12 Uhr ging es los und diesmal war die Fahrt weniger spektakulär. Doch dafür lernten wir ein sehr nettes Pärchen aus New York kennen, mit dem wir uns fast die ganze Zeit über unterhielten. Das Pärchen war auf Weltreise, hatte diese aber immer in Abschnitte unterteilt. Für drei Monate waren sie unterwegs und kehrten dann für etwa drei Wochen nach Hause zurück um „Urlaub“ vom Reisen zu machen. 

Um 16 Uhr kamen wir in Salento an und es gefiel uns ebenso gut wie in Jardín. Salento hatte ebenfalls einen großen Platz rund um die Kirche Our Lady of Carmen, an dem verschiedene Restaurants und Bars geöffnet waren. Auch die Willy Jeeps, die zu verschiedenen Destinationen rund um Salento fuhren, waren hier geparkt. Doch Salento war um einiges hügeliger als Jardín. Jede Straße ging entweder bergauf oder bergab. Flach war nur der große Platz, der fast der höchste Punkt der Stadt war.

Bis wir im Hostel eingecheckt und etwas gegessen hatten war es auch schon wieder Zeit, den Tag ausklingen zu lassen, damit wir für morgen fit sein würden.

 

Salento und das Spiel mit dem Feuer 

(28.01.20209) Leider war auch heute ein Regentag, doch das sollte uns nicht davon abhalten Salento zu erkunden. Und während wir die tolle Stadt erkundeten, hörte es auch endlich auf zu regnen.

Nachdem wir gemütlich die Stadt besichtigt hatten, ging es für uns hinauf zum Mirador Alto De La Cruz. Von hier hatte man einen wundervollen Ausblick auf die Stadt, doch leider fing es wieder an zu regnen und Nadine beschloss runter zu laufen. Ich wollte abwarten, ob der Regen bald aufhören würde um noch ein paar Fotos zu machen. So verabredeten wir uns für später auf einen Kaffee. 

Ich wartete und wartete, doch der Regen hörte nicht auf. Als es Zeit wurde zu meiner Verabredung mit Nadine aufzubrechen, stieg ich die Treppen hinab. Auf der Straße lief ich fast in einen Mann hinein, der an dem Tag schon öfter meinen Weg gekreuzt hatte. Er erkannte mich auch und sprach mich an. Wir kamen ins Gespräch und er schien nett. Da ich zum Café wollte, lud ich Eric ein mitzukommen und wir verbrachten einen angenehmen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen.

Schießpulver und Explosionen

Eric war mit seinem Freund Derek für ein paar Wochen in Kolumbien unterwegs. Da wir uns gut mit Eric verstanden hatten, gingen wir gemeinsam Abendessen und wollten dann Tejo spielen gehen. Tejo ist mit Abstand DAS kolumbianischste Spiel, was ich kenne. Bei Tejo geht es darum, einen Stein auf einen Metallring zu werfen, welches mit schießpulvergefüllten Plätzchen belegt ist. Das Ziel dabei ist es, eine Explosion zu verursachen. Zunächst dachte ich, dass das Spiel keinen Spaß machen würde. Doch ich hatte mich geirrt. Es war ein wahnsinniger Spaß! Wir spielten so lange, bis wir vom Betreiber der Cancha De Tejo Los Amigos rausgeworfen wurden.

 

Wanderung zur Santa Rita La Cascada 

(29.01.2020) Rund um Salento gibt es viele Wanderwege und wir hatten die Qual der Wahl. Dabei gibt es sogar extra Wege nur für Reiter, die für uns jetzt aber nicht von Bedeutung waren. Nachdem wir einige Zeit hin- und herüberlegten, entschieden wir uns für den Wanderweg zu den Wasserfällen Santa Rita La Cascada. Laut Legende und Google Maps würden wir von Salento aus etwa zwei Stunden benötigen. Damit hätten wir genug Zeit uns die Wasserfälle anzusehen und die zwei Stunden wieder zurückzulaufen. 

 

Mit unseren neuen amerikanischen Freunden Eric und Derek im Schlepptau, ging es auf einem kleinen Trail hinaus in die Natur. Bereits bei der ersten Abzweigung waren wir nicht sicher, ob wir richtig waren. Denn laut einem Schild, handelte es sich um Privatgelände. Doch Google Maps schickte uns in die Richtung und wir hofften, dass das Schild nicht bedeutete, dass Fremde einfach erschossen werden dürfen.

Der Weg führte über eine kleine Brücke, nach der uns offene Wiesen mit Kühen begrüßten. Immer entlang des Flusses wanderten wir auf dem teilweise noch feuchten Gras, bis wir zu einer Finca kamen. Hier mussten wir eine Gebühr von 5.000 COP pro Person zahlen, damit wir den „Weg“ weiterlaufen durften. 

 

Nach der Finca bestand der Weg fast ausschließlich aus Matsch, der teilweise bis zum Schienbein reichte. Auch wenn wir Wanderschuhe anhatten, versuchten wir die tiefen Schlammbereiche zu meiden und mussten dabei gut balancieren. Doch nicht nur Schlamm kreuzte unseren Weg. Wir mussten auch den ein oder andere Flussarm überqueren. Einmal war der Fluss dabei so tief, dass wir unsere Schuhe ausziehen mussten. 

Doch irgendwann waren wir bei der Casa Santa Rita angekommen, wo wir noch einmal Eintritt zahlen mussten, um zu den Sehenswürdigkeiten zu kommen. Ab hier gab es dann auch tatsächlich ausgebaute Wanderwege, die durch einen Tunnel zum ersten Wasserfall, einem Naturpool, einer Höhle und einem zweiten Wasserfall führten.

Danach ging es wieder zurück zur Casa und da wir viel länger gebraucht hatten als die angegebenen zwei Stunden, entschieden wir uns, „nur noch“ bis zur Kreuzung zu laufen, bei der wir den Bus zurück nach Salento nehmen konnten (1.300 COP). Bis wir wieder im Hostel waren, schlug die Uhr 17:30 Uhr und wir waren damit fünf Stunden unterwegs gewesen. Das war unsere geplante Zeit für den ganzen Ausflug gewesen. Stattdessen waren die fünf Stunden nur der Hinweg. Nicht immer stimmen also die Zeiten, die Google Maps oder Maps.Me anzeigen. 

Valle del Cocora – Cocoratal

 

(30.01.2020) Einer der Gründe nach Salento zu kommen, war das Cocoratal. Das Tal, indem die als Nationalbaum bezeichnete Wachspalme wächst, gehört zum Nationalpark Los Nevados. Mit einer Höhe von 1.800 m bis 2.400 m, gehört das Cocoratal zu den Cordillera-Central und ist damit Bestandteil der 15.000 km langen Anden-Gebirgskette. Die Palmen, die im Valle del Cocora wachsen, werden bis zu 60 Meter hoch und dienen dem Gelbohrpapagei als Heimat. Den haben wir jedoch leider nicht gesehen. 

Am großen Platz in Salento fahren die Willy-Jeeps ab, die einen mit ins Cocoratal nehmen. Nadine und ich buchten eine Hin- und Rückfahrt (8.000 COP) und um 10 Uhr ging die etwa halbstündige Fahrt los. Die Rückbank des Willy war voll und für die Rückfahrt nahm ich mir vor, auf der Heckstoßstange stehend zu fahren.

 

Im Hostel hatten wir uns eine Karte und Empfehlung für die Wanderung geben lassen. Beim Startpunkt der Wanderung war meist viel los, doch wie immer, geht die Mehrzahl der Besucher nur bis zum Tal mit den hohen Wachspalmen. Dabei ist der Rundweg um das Tal das eigentliche Highlight. Um der Menge zu entfliehen, beschlossen wir gegen den Uhrzeigersinn zu wandern und bogen mit nur einer Hand voll anderer Menschen nach rechts ab. 

Für uns führt der Weg erst einmal hinab an einem Bach entlang ins Tal. Die Wiesen sind saftig grün und wir haben einen grandiosen Ausblick auf die Wachspalmen, die auf dem Berg stehen und mit ihren Palmwedeln versuchen den Himmel zu erreichen.

Vom offenen Grasland ging es hinein in den Nebelwald. Die Landschaft wandelte sich abrupt und plötzlich befanden wir uns wieder in einem Dschungel, der voller Bäume, Farne und Gestrüpp war. Immer entlang des Baches, mussten wir auch die ein oder andere Brücke überqueren, um trockenen Fußes auf die andere Seite zu gelangen. 

An einer Stelle am Fluss machten wir eine kurze Pause um ein bisschen Energie zu tanken und es gesellte sich ein kleiner blau-schwarzer Schmetterling zu uns. Angezogen von meiner mittlerweile etwas salzigen Haut, verbrachte er die Pause bei uns und auch als wir weiterliefen, setzte er sich auf meinen Nacken und ließ sich von mir einige hundert Meter weit mitnehmen, bevor er genug Salz geleckt hatte und dankend weiterflog.

Der Weg führte nun bergauf und es wurde deutlich anstrengender. Kurz bevor wir aus dem Nebelwald heraustraten, bemerkten Nadine und ich eine Person mit einer Eintracht-Hose, einem entsprechend gelabelten T-Shirt und der passenden Kappe. Frankfurter findet man eben überall auf der Welt und nach dem obligatorischen „Ei Gude“ bestritten wir gemeinsam den weiteren Pfad bis zur Finca La Montaña. Nadine und ich gönnten uns nur eine kleine Pause und liefen dann alleine weiter zum eigentlichen Valle del Cocora. Weit und breit wachsen hier fast ausschließlich die Cera-Palmen und ich fühle mich winzig klein.

Der Weg hinab zum Ausgangspunkt unserer Wanderung ging viel schneller als gedacht und um 15 Uhr saßen wir wieder im Willys um nach Salento zurückzufahren. Doch diesmal stellte ich mich auf die Heckstoßstange und erfreute mich der tollen Fahrt ohne eingequetscht zu sein.

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